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Kommentar
Die Kaczynskis

Polens neue Doppelspitze


Polens Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz wurde nach der Rücktrittsankündigung von seinem Nachfolger Jaroslav Kaczynski über den grünen Klee gelobt für seine hervorragende Arbeit. Das erscheint auf den ersten Blick etwas merkwürdig. Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch, dass Marcinkiewicz den Zwillingen Lech und Jaroslav Kaczynski, die jetzt die Staatsspitze stellen, wohl zu erfolgreich und zu unabhängig in seiner Politik geworden war.
Marcinkiewicz, der beim EU-Haushaltsgipfel gute Bedingungen für sein Land herausholte und trotz aller Europa-Skepsis in seiner eigenen Partei sich um ein pragmatisches Verhältnis mit der EU bemühte, stolperte letztlich darüber, dass er gegenüber dem Oppositionsführer Donald Tusk sein Missvergnügen über den zunehmend nationalistischen Kurs des Staatspräsidenten zum Ausdruck brachte. Dieser hatte gerade erst wegen einer »Magenverstimmung« einen französisch-deutsch-polnischen Gipfel platzen lassen, was acht frühere polnische Außenminister öffentlich scharf kritisierten.
Polen wird nach dem Personalwechsel im Ministerpräsidentenamt kein leichterer Partner in Europa werden. Friedhelm Peiter

Artikel vom 10.07.2006