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Abschluss-Ball dauerte 13 Minuten

Luis Figo kam spät in seine letzte Partie - Scolari dankt Marienfeld


Stuttgart (WB/klü). Es war kein dicker roter Teppich, sondern nur ein kleiner grauer Läufer. Darauf musste sich der große Luis Figo auf seinen letzten Länderspiel-Einsatz vorbereiten. Die Abschiedspartie des portugiesischen Kapitäns dauerte dann gerade mal 13 Minuten.
»Es ist hart für mich, so aufzuhören. Doch es gibt auch eine tiefe Genugtuung: Ich trete in einem Moment zurück, in dem Portugals Fußball auf dem Höhepunkt ist«, sagte Figo nach seiner 127. und letzten Partie für sein Land. Im Spiel um Platz 3 verhinderte eine Muskelverletzung seinen Einsatz von Anfang an.
»Es ist schade für Luis, aber wir konnten nicht riskieren, ihn sofort zu bringen«, erklärte Trainer Luis Felipe Scolari, der den Star dann nach einer Stunde auf den grauen Läufer schickte. Das war das Kommando: Fertigmachen zum letzten Auftritt. Figo kam für Pauleta, übernahm noch einmal die Spielführer-Binde - und bereitete das Ehrentor vor: Seine Maßflanke köpfte Nuno Gomes zum 3:1-Endstand ins Netz. Zwei Minuten vor dem Pfiff, der Figos Karriere in der Nationalelf beenden sollte.
Sein letztes Hemd holte sich Torsten Frings. Der Bremer tauschte mit der Nummer 7 das Trikot, Bundestrainer Jürgen Klinsmann beglückwünschte den Portugiesen, und die Umarmung mit Oliver Kahn war fast schon ein Fußball-Rührstück: Zwei Große räumten an einem Abend die Bühne. Doch es gab für Figo natürlich auch viel Anerkennung aus den eigenen Reihen. Scolaris Kommentar: »Er war ein vorbildlicher Kapitän.« Und Cristiano Ronaldo stellte fest: »Ich bedauere sehr, dass Figo jetzt endgültig aufhört. Er hat mich immer unterstützt.«
In Stuttgart aber tat er dies nur noch 13 Minuten lang, und da war es bereits zu spät. »Das Ergebnis geht in Ordnung«, bekannte Scolari. »Die Deutschen haben effizienter gespielt. Aber ich bin der Meinung: Dieses kleine WM-Finale sollte abgeschafft werden. Es ist nicht besonders motivierend, wenn man das große Ziel so knapp verpasst hat und noch einmal antreten muss.«
Obwohl der Abschluss-Ball klar verloren ging, zog Scolari eine sehr positive Bilanz der WM: »Wir waren 50 Tage zusammen, es war eine tolle Zeit. Wir sind eine richtige Familie geworden. Ich muss aber auch noch einmal feststellen: Unsere Vorbereitungs-Bedingungen waren optimal.« Ein versteckter, letzter Gruß in Richtung Marienfeld: Hier fühlten sich die Portugiesen wie zu Hause.

Artikel vom 10.07.2006