08.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Den roten Knopf auf dem Kopf drücken

Der neunjährige Christian Halwe landete bei der Tipp-Kick-Weltmeisterschaft auf Rang vier

Lübbecke/Minden (ko). »Es kommt auf den richtigen Schlag auf den Hinterkopf und das Fingerspitzengefühl an«, grinst Christian Halwe, Schüler der Astrid-Lindgren Grundschule. Ein neunjähriger Lübbecker hat seine eigenen Tipps, wie Deutschland jetzt zumindest den dritten Platz bei der Fußball-Weltmeisterschaft erreichen kann und betont: »Man darf nicht nur einfach draufhauen. Dann fliegt der Ball überall hin, nur nicht ins Tor.«

Der F-Jugendspieler des TuS Gehlenbeck ist leidenschaftlicher Tipp-Kickspieler. Seit drei Jahren hat ihn die Faszination der Zinnfiguren mit dem roten Knopf auf den Kopf und ihren Wackelbeinen sowie dem kantigen Ball, der über den grünen Filzteppich flitzt, in den Bann gezogen.
Jüngst nahm er an der Tipp-Kick-Weltmeisterschaft in der Mindener Obermarkt-Passage teil - und wurde Vierter. Ausrichter war der Tipp-Kick-Club Minden-Magic. 32 Teilnehmer spielten die WM auf dem Tipp-Kick-Tisch nach. Christian Halwe war jüngster Teilnehmer und trat für Spanien an. »Die Nationen wurden zugelost. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, dann hätte ich Deutschland genommen. Vielleicht wäre ich dann Weltmeister geworden«, so Halwe.
Christian Halwe erntete großen Respekt der Mitstreiter, allesamt übrigens Erwachsene. »Wenn man das Bein kurz vor dem Abschuss anspannt, bekommt der Ball den richtigen Drall«, trieb er so manchen Gegner in die Verzweiflung. Der junge »Tipp-Kicker« legte eine souveräne Vorrunde vor. Tunesien schlug er mit 4:2, die Ukraine fegte er 4:1 vom Platz und Saudi-Arabien schickte er mit 9:2 nach Hause. Im Achtelfinale bog er das erste K.-o.-Spiel nach einem 0:2 noch mit 5:3 zu seinen Gunsten herum. Anschließend wartete Japan auf ihn. »Ein harter Brocken«, so Halwe, der merkte, dass man sich von Namen nicht täuschen lassen darf. 8:8 stand es nach der regulären Spielzeit. Ein echtes Schützenfest, so wie man es sich bei der richtigen WM eigentlich gewünscht hätte. In der Verlängerung behielt Christian die Nerven und gewann mit 10:8.
Es blieb kaum Zeit zum Erholen, dann ging es auch schon weiter. Sein Gegner im Halbfinale hieß Kroatien. »Der spielte echt gut und kannte ebenfalls viele Tricks«, zollte er dem späteren Tipp-Kick-Weltmeister Anerkennung. Christian Halwe verlor mit 3:6. Ein wenig Pech hatte Halwe anschließend beim Spiel um Platz drei. »Der Ball blieb zu oft auf der gegnerischen Farbe liegen«, so der Spanien-Vertreter. Schließlich würde beim Tipp-Kick die Farbe des Balls (Schwarz oder Weiß), die nach oben zeigt, darüber entscheiden, wer weiterspielen darf. Christian Halwe verlor mit 4:6.
Der Lohn für fünf Stunden Tipp-Kick-Leidenschaft mit WM-Ambiente: eine wertvolle Uhr.
Vater Stefan, der über einen Kollegen des Lübbecker Tischtennisvereins von dieser Tipp-Kick-WM erfuhr und Christian zum Probetraining bei den »Minden Magic« (Die sagten: »Du musst unbedingt mitspielen«) vorstellte, schied mit Trinidad & Tobago in der Vorrunde aus. Auch Deutschland, Brasilien, Argentinien und England mussten früh ihre Koffer packen.
Für Christian Halwe steht fest, dass er auch in Zukunft weiter »Tipp-Kicken« möchte. »Ich spiele mindestens einmal in der Woche, meistens gegen meinen Vater - auch wenn der immer verliert -oder gegen meinen Kumpel Robin.« Zur WM-Zeit spielt Christian Halwe natürlich öfter. Vor den WM-Spielen der Deutschen spielte er die Paarungen schon einmal vor. Und verrät noch einmal ein paar seiner Tipps: »Das Bein anspannen, die passende Fußhaltung wählen, den richtigen Abstand berechnen und dann auf den roten Knopf auf dem Kopf drücken. Und nicht nur irgendwie draufhauen.«
Auch wenn Deutschland nicht mehr Weltmeister wird und die WM morgen vorbei ist, hofft er auf weitere vergleichbare Titelkämpfe am Tick-Kick-Tisch. Für Christian Halwe wäre es ein Traum, wenn es auch in Lübbecke einen Tipp-Kick-Verein geben würde.

Artikel vom 08.07.2006