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»Viva Italia - Wir gewinnen 3:1«

Schlänger Eiscafé-Besitzer glaubt an den Titel-Gewinn seiner »Squadra Azzuro«

Von Victor Fritzen
Schlangen (SZ). Frustriert und bitter enttäuscht, niedergeschlagen und kopflos - die deutschen Fans erholen sich nach der Halbfinal-Niederlage gegen Italien nur langsam von dem Schock. Nur einer hat still und heimlich gejubelt. Denn Michele Tabacchis' Herz schlägt für die »Squadra Azzuro«.

»Deutschland wird Dritter, Italien wird Weltmeister« - Der Inhaber des Eicafés Molin ist sich sicher, wie die letzten Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft an diesem Wochenende laufen werden. Deutschland sei stark genug, um die Portugiesen zu schlagen. Doch noch mehr fiebert er dem Endspiel am Sonntagabend entgegen. »Ich werde in meinem Büro schauen und vielleicht mal kurz rüber ins Bürgerhaus gehen«, erklärt der Italiener seine Abendplanung. Denn sein Eiscafé müsse er schließlich noch bis 22 Uhr geöffnet haben. »Doch dann ist Schluss«, macht er deutlich. Bei einem Erfolg will auch er sich ins Auto setzen und nach Paderborn fahren. »Vielleicht treffen sich da alle Italiener und wir können einen Autokorso machen«, hofft Tabacchi.
Die Übertragungen im Bürgerhaus hätten sich für ihn stets gelohnt, ist doch seine Eisdiele direkt gegenüber. »Es war sehr heiß. Die Fans sind in der Halbzeit rüber gekommen und haben sich eine Erfrischung verschafft«, blickt er zurück. Bis zu 100 Kugeln habe er im Schnitt während der Halbzeit verkauft. Die Auswahl ist groß, 31 Sorten hat er im Angebot.
Ein wenig enttäuscht war der Italiener von dem Verhalten einiger Deutschland-Fans nach der Niederlage am Dienstag. »Sie haben mich beschimpft und sogar einen Blumenkübel umgekippt«, erinnert er sich zurück. Die Täter hätten sich einfach aus dem Staub gemacht. Das sei nicht die feine Art gewesen und hätte er so nicht erwartet. Es habe ihm sogar niemand geholfen, den schweren Kübel wieder aufzustellen. »Der Schaden ist relativ, doch für mich war es eine beleidigende Geste. Es geht doch nur um Sport, und da halte ich nun mal zu meinem Land«, so der Eisverkäufer. Er könne sich doch nicht dafür entschuldigen, dass er Italiener sei. Und so hofft er, dass sowohl am Samstag als auch am Sonntag alles ruhig und friedlich bleibt.
Beide Spiele werden erneut im Bürgerhaus übertragen. Claudia Weichert vom Ordnungsamt der Gemeinde rechnet am Samstag noch einmal mit etwa 500 Besuchern. Einlass ist jeweils eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff.

Artikel vom 08.07.2006