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Rainer pflegt
Sorgenkinder
im Tierheim

Schüler durfte in Ahle mithelfen

Von Volker Zeiger (Text und Fotos)
Enger (EA). Er wollte mehr als mit seinen Kaninchen Max Mümmelmann und Idefix umzugehen. Rainer Niehaus hatte den Herzenswunsch, sich einen Tag lang im Tierheim umzusehen und Katzen und Hunde wollte er versorgen. Seine Vorstellungen erfüllten ENGERSCHER ANZEIGER/WESTFALEN-BLATT im Rahmen der Aktion »Wünsche werden wahr«.

»Ich mag Tiere«, erklärt Rainer Niehaus, als er von Tierheimleiterin Renate Siekkötter in Ahle empfangen wird. Sie führt den Schüler durch die weiträumige Anlage und erklärt die Abteilungen. In dem Trakt, in dem die Katzen untergebracht sind, darf er mit anpacken und auch eine etwas weniger, aber notwendige Arbeit erledigen: Die Toiletten der Stubentiger müssen mit neuem Streu befüllt werden, Futter ist an die schnurrenden Vierbeiner zu verteilen. Rainer sieht erst zu, wie eine Pflegerin vorgeht, assistiert schließlich und macht den Rest allein. In jedes der Katzengehege darf er nicht. Im Tierheim gibt es eine Quarantänestation und eine, in der Katzenkinder aufgepäppelt werden, wird dem Jungen aus Dreyen erklärt. Die sind tabu.
Er darf mit Helfer Mario Münchgesang Hunde füttern und die »Zwergenbande« auf die Wiese hinter den Boxen führen. »Vorsicht vor Benny«, warnt Renate Siekkötter, »der Beagle sieht nett aus, ist aber nur etwas für souveräne Leute«. Der vierjährige Rüde hatte keine Respektperson und tat, was er wollte. Kurzhaardackel Hermes geht seine eigenen Wege, ist aber zutraulich, genauso wie Dackelmischling Seppel. Traurig drückt sich Amelie an die Wand des Hundehauses. »Eine Euromischung«, erläutert Siekkötter, »wohl aus dem Süden, niemand wollte sie mehr haben«. Rainer Niehaus bemüht sich um Nähe zu den Hunden, hat hier jedoch weniger Glück.
Bei den Kleintieren zeigt sich, dass er sich auskennt. Er nimmt die Kaninchen auf den Arm und füttert sie in aller Ruhe. Zu Hause hat er sie ja auch: die Hasen Max Mümmelmann und Idefix. »Schön zu sehen, dass Rainer jemand ist, der Verantwortung tragen kann,« lobt Siekkötter. Die Vierbeiner in diesem Gebäudetrakt sind wie die Hunde und die Katzen ausgesetzt worden. »Nach der Fußball-WM bekommen wir eine Flut von Tieren«, ahnt Siekkötter. Es seien vor allem Katzen und Hunde, die gefunden werden. Zurzeit sind im Tierheim 15 Hunde in Quarantäne und zehn befinden sich in Pflegestellen, die auf umliegende Städte und Gemeinde verteilt sind. Im Katzenheim leben 120 Vierbeiner (gestern kamen 11 Katzenbabys dazu), in Pflegestellen sind 50 Katzen. Von August bis Dezember 2005 hatte das Tierheim mit 250 Katzen den absoluten Höchststand erreicht. »Zu solchen Zeiten haben wir ein Loch in der Kasse«, bedauert Siekkötter und zeigt dem Jungen die Pinwand im Heim, wo die »Sorgenkinder« beschrieben und wo auf die Geld verschlingende Futterversorgung hingewiesen wird. »Spenden«, sagt Siekkötter, »nehmen wir gerne auf dem Konto 41 400 bei der Sparkasse Herford entgegen«. Die 450 Mitglieder des Tierschutzvereins können die Kosten alleine nicht aufbringen.
Rainer überlegt nun, ob er der Jugendgruppe beitritt, die zehn Mitglieder groß ist. Eine andere Überlegung ist: »Ich möchte gerne noch mal im Tierheim helfen«».

Artikel vom 08.07.2006