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Schlüssel für eine Perle der Badestadt

Driburger Bahnhofsgebäude wechselt den Besitzer -Ê850 000 Euro Investitionskosten

Von Jürgen Köster
Bad Driburg (WB). Aus der ehemaligen Eingangshalle dringt Lärm von Bohrern und Schleifmaschinen, als Carsten Kirchhoff, Projektleiter der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft NRW (BEG), den symbolischen Schlüssel und die Besitzurkunde überreicht. »Das lässt sich leider nicht vermeiden, die Zeit drängt«, entschuldigt sich Jens Friedrich. Zusammen mit seiner Ehefrau Ute ist er der neue Besitzer des stadtbildprägenden Empfangsgebäudes am Bahnhof.
Ute Friedrich freut sich über den raschen Fortgang der Bauarbeiten.
»Der Lärm stört nicht, er zeigt vielmehr, dass es hier mit Hochdruck weitergeht«, zeigte Bürgermeister Burkhard Deppe ebenso Verständnis wie Hartmut Freitag, Leiter des Bahnhofsmanagements Bielefeld. Deppe freute sich, dass der Umbau des Hauses so zügig fortschreite. »Auch wenn es nicht mehr das Empfangsgebäude am Bahnhof ist, bleibt es doch eine Visitenkarte der Stadt«, betonte der Bürgermeister. Besonders erfreulich sei es natürlich, dass zehn bis zwölf neue Arbeitsplätze entständen.
»Wir richten im Erdgeschoss das Büro für besondere Finanzdienstleistungen des Wirtschaftsforums Künstig AG ein«, berichtete Jens Friedrich. Es sei sicherlich ein mutiger Schritt, ein so stark renovierungsbedürftiges historisches Gebäude zu erwerben. »Aber nach reiflicher Überlegung fiel uns aufgrund des wunderschönen Charakters des Gebäudes dieEntscheidung doch leicht«, so Ute und Jens Friedrich. Nach Ende der Sanierung soll das Gebäude etwa 1000 Quadratmeter Nutzfläche haben. Außer dem Büro im Erdgeschoss werden in den beiden Obergeschossen jeweils drei Wohnungen entstehen. »Drei der Wohnungen sind bereits vermietet, drei sind noch zu haben«, nennt Friedrich den »Zwischenstand«. Das Büro soll im kommenden Monat fertiggestellt sein, die Wohnungen im November. Das Investitionsvolumen liegt bei etwa 850 000 Euro.
Bahnhofsmanager Hartmut Freitag bedankte sich ausdrücklich für das Engagement der Stadt und der BEG, das letztendlich zur Veräußerung und Sicherung des Gebäudes geführt habe. Wie er mitteilte, werde der Bahnsteig modernisiert. Künftig werde der Mittelbahnsteig genutzt, der direkt am Haus liegende entfalle. »Dennoch werden die Fahrgäste natürlich nicht im Regen stehen«, versicherte Freitag.
Carsten Kirchhoff, Projektleiter der BEG, blickte noch einmal auf die Entwicklung bis zum Verkauf zurück. Die Stadt Bad Driburg habe am Verfahren »Zweites Empfangsgebäudepaket NRW« teilgenommen, einem Pilotprojekt mit Modellcharakter, wie Kirchhoff feststellte. Die Stadt habe das ihr eingeräumte Vorkaufsrecht an die Eheleute Friedrich weitergegeben. Von etwa 120 Empfangsgebäuden wolle sich die Deutschen Bahn AG in NRW trennen. Er freue sich, dass mitdem Ehepaar Friedrich zuverlässige und engagierte Investoren hätten gefunden werden können, die das Gebäude, das lange Jahre in weiten Teilen leergestanden habe, zügig sanierten und einer städtebaulich verträglichen Nutzung zuführten.

Artikel vom 08.07.2006