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»Steinzeittechnologie wäre
in jeder Hinsicht fatal«

Vier Jahre alte Studie der EWO Lichtenau rüttelt auf

Lichtenau (hg). Dass Paderborn in einer Studie der EWO Lichtenau (Energietechnologie) als potenziell geeigneter Standort in einer langen Reihe für Kernkraftwerke auftaucht, macht erst auf den zweiten Blick hellhörig. Zunächst könnte man dies als humorige Anlage für Kochfisch abtun, wie Günter Benik, Geschäftsführer des TZL (Technologiezentrum) Lichtenau es sarkastisch formulierte.

Denn immerhin würden sich die Wässer der Pader und der Lippe (einschließlich Lippesee) bei entsprechender Kühlleistung auf mehr als 32 Grad aufheizen.
Benik sieht das aber vor dem durchaus ernsten Hintergrund offensichtlich existierender Atompläne der schwarz-gelben Landesregierung von NRW mit großer Sorge. Äußerungen von Forschungsminister Andreas Pinkwart (FDP) hatten mit Bezug auf den Bericht der Enquete-Kommission des Bundestages zur Energieversorgung in der heimischen und internationalen Presse für Aufsehen gesorgt.
Die vier Jahre alte Studie der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien aus Lichtenau gewinnt hier neue Aufmerksamkeit. Günter Benik und Reinhard Korfmacher wollen damit aufzeigen, welch gigantisches Netzwerk von Atommeilern mit 60 Standorten in Deutschland zu errichten wäre, wollte man »in die Steinzeittechnologie von Großkraftwerken« zurückfallen. »Tschernobyl und seine Spätfolgen sind noch allenthalben spürbar. Für das dicht besiedelte Nordrhein-Westfalen und für die ganze Republik wäre ein solcher Rückschritt katastrophal«, so Benik. Auch heute habe man die Risiken einer Atomar-fossilen Energieversorgung immer noch nicht im Griff, ganz abgesehen von den technischen, den Endlager- und Sicherheitsproblemen. Atommeiler wie Würgassen wieder zu beleben und Laufzeitbeschränkungen für AKWs aufheben zu wollen, das sei geradezu absurd. In der AG Erneuerbare Energien arbeiten etwa 20 Unternehmen zusammen, die auf Sonne, Wasser, Wind, Bio- und Geothermie setzen.
Gerade jetzt, wo alle Welt auf den Ausbau und die Förderung von erneuerbaren Energien setze, sei es unverständlich, diese Diskussion zu schüren und damit die Rahmenbedingungen für die regenerativen Energieträger spürbar zu erschweren. Diese Diskussion dürfe so nicht weiter geführt werden, so Benik. Meinungsverfestigungen oder gar Vorentscheidungen auf diesem Irrweg seien später nur noch schwer zu korrigieren. Energiemix hin und her, so wie er von der CDU vertreten werde, das dürfe nicht dazu führen, über neue Kernkraftwerke für NRW nachzudenken.
Die Studie aus Lichtenau wolle auf das beängstigende Szenario eines fossil-nuklearen Netzwerkes mit 60 neuen oder wieder zu aktivierenden Kernkraftwerken hinweisen, ein purer Wahnsinn, so Benik. »Wir sind für Atomkraft, aber nur in der Sonne«, bringt der Lichtenauer Energiespezialist seine Meinung auf den Punkt. Mit neuen innovativen Technologien sei die Energieversorgung mit der Kraft aus dem großen Atomkraftwerk Sonne sicher zu stellen, umweltgerecht, nachhaltig und sicher.

Artikel vom 08.07.2006