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Trikots ständig nachgeordert

Handel freut sich über den Boom bei WM-Fanartikeln -ÊMode stagniert

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld/Paderborn (WB). »Als hätte man eine Rakete abgeschlossen«, sagt Uwe Eichler. »So gut läuft das Geschäft.« Gibt es jemanden in Ostwestfalen, der noch kein Deutschland-Trikot und noch kein Deutschland-Fähnchen besitzt? Die Kaufhäuser, Fan- und Sportartikelgeschäfte der Region odern fast täglich nach.
Deutschland oder Italien? Isabelle Winkler-Arndt (Textilkaufhaus Klingenthal) hat beide Trikots. Foto: W. Brucks

Diese Begeisterung, zunächst allgemein für die Weltmeisterschaft und dann immer stärker für die deutsche Nationalelf, hat nicht nur die Erwartungen des Bielefelder Karstadt-Kaufhauses und dessen Chef der Sportabteilung, Eichler, weit übertroffen. Auch Roland Feige, für das Veranstaltungs- und Event-Management der Textilkaufhäuser Klingenthal verantwortlich, musste schon zum fünften Mal Deutschland-Trikots nachordern. Nummer 1 in den Klingenthal-Sportabteilungen in Paderborn und Herford ist übrigens Lukas Podolski (»Poldi«), gefolgt von Michael Ballack. »Shooting-Star«Êist Philipp Lahm. Wer genau hinschaut, wird feststellen, dass die Nummern-Schrift bei Lahm nicht die gleiche Type hat wie bei Ballack. »Adidas schloss nämlich nicht mit allen Spielern rechtzeitig Verträge«, erklärt Feige. Und von manchen Spieler-Entwicklungen wurden selbst die Herzogenauracher schlicht überrascht.
Neben den Trikots, T-Shirts und Trillerpfeifen sowie den Schals, Fahnen und Fähnchen erlebt Eichler zufolge auch die »Hawai-Kette«, die man in Ozeanien und Teilen Asiens dem Gast zur Begrüßung um den Hals hängt, einen »irren Boom«. Natürlich ist sie in den Landesfarben der WM-Mannschaften gehalten. Auch die Nachfrage nach reinen Sportartikeln wie Schuhe oder Fußbälle liegt über dem erwarteten Niveau. Das gelte selbst für »Teamgeist«, den mit 119 Euro nicht gerade besonders billigen WM-Ball.
Wo es Champions gibt, gibt es auch Verlierer. Während im Lebensmittelbereich noch die Getränke- und Fleischwaren-Händler mit der Sonne um die Wette strahlen, steht der übrige Einzelhandel im WM-Schatten. »Die Verkäufe in den Modehäusern liegen sogar unter Vorjahresniveau«, sagt Stefan Genth, der Hauptgeschäftsführer des OWL- Einzelhandelsverbandes. Zum einen hielten die Hitze, zum anderen ausgerechnet die WM-Übertragungen die Menschen vom Einkauf ab. Selbst die großen Leinwände für das »Public Viewing« verhinderten im Einzelfall Umsätze, wenn sie etwa den Zugang zu Läden blockierten. Doch Genth will nicht klagen: »Die Stimmung ist einfach zu schön.« Er hofft, dass »ein bisschen davon die WM überleben wird«.

Artikel vom 04.07.2006