05.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Straßenränder sind kahl«

Umweltschützer sprechen von übertriebener Abholzung

Von Dietmar Kemper
Herford (WB). In Nordrhein-Westfalen werden zu viele Bäume, Hecken und Sträucher abgeholzt. Das hat der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) kritisiert.
Alleen sind idyllisch, aber auch Unfallschwerpunkte.

Weil in den vergangenen Monaten von Privatleuten und Behörden »erschreckend viel Grün« entfernt worden sei, stünden Vögeln »viele ehemalige und zum Teil jahrzehntelange Brutplätze nicht mehr zur Verfügung«, bedauert Peter Franzeck von der BUND-Kreisgruppe Herford. Kleinsäugern wie Igeln fehlten Rückzugsräume. Immer häufiger würden Hecken grob zurückgeschnitten, durch Stahl- oder Holzzäune ersetzt und Bäume zusammengestutzt. Die Straßenbaubehören setzten die Verkehrssicherungspflicht auf Kosten von Bäumen »zu großzügig« um, kritisiert Franzeck.
In der Denkschrift »Steinbruch Naturschutz« wirft auch die Stiftung für die Natur Ravensberg in Kirchlengern den Straßenbau-Verbänden vor, »unter dem Vorwand des Unfallschutzes den Bestand unserer prägenden Alleen massiv infrage zu stellen«. Bernhard Meier vom Landesbetrieb Straßen NRW wies gestern darauf hin, dass ein Baum bei Kosten von 500 bis 1000 Euro »nicht billig« sei. Nach Verkehrsunfällen werde nicht immer ein neuer Baum gepflanzt, aber dies bedeute nicht, dass die Grünpflege vernachlässigt werde. Statt Gehölzen würden stärker Bodendecker eingesetzt. Der Sprecher des BUND-NRW, Dirk Jansen, erklärte, zwischen Rhein und Weser würden jeden Tag 19,7 Hektar Boden für Siedlungs- und Gewerbezwecke geopfert. Aus Geldnot hielten die Kommunen die Grünpflege an den Straßen klein. Jansen: »Landschaftstypische Elemente wie Alleen und Hecken verschwinden.«
Franzeck von der Kreisgruppe Herford belegte die ökologische Bedeutung der Bäume mit Zahlen: »Eine 100jährige Buche verarbeitet 18 Kilogramm Kohlendioxid an einem Sonnentag, eine Menge, die zweieinhalb Einfamilienhäuser produzieren.« Täglich reinige der Baum 36 000 Kubikmeter Luft und bilde 13 Kilogramm Sauerstoff, was dem Bedarf von zehn Menschen entspreche. Ein Hektar Wald filtere bis zu 50 Tonnen Staub und Ruß pro Jahr aus der Luft.

Artikel vom 05.07.2006