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Knochen eines Sauriers ausgegraben

Wissenschaftler haben im Steinbruch Lamerden einmalige Funde gemacht

Eine von mehr als 100 versteinerten Seelilien, die gefunden wurden.

Von Jürgen Vahle
Borgentreich (WB). Wissenschaftler haben in einem Steinbruch nahe der Stadt Borgentreich (Kreis Höxter) für Fachleute einmalige Entdeckungen gemacht. Die Mitarbeiter des Kasseler Naturkundemuseums fanden dort 235 Millionen Jahre alte Knochen von Wassersauriern. Für die Fachwelt aber noch interessanter: Sie legten ein ganzes Feld mit versteinerten Seelilien frei.
Die Grabungstruppe um den Museumschef Dr. Kai Füldner entdeckte zunächst in einem höher gelegenen Teil des Steinbruchs Schädelfragmente, Rippenknochen, Gliedmaßen, Unterkiefer und Zähne von einem Nothosaurier. Dieser bis zu vier Meter lange Wasserräuber kam nur in der mittleren Trias (Muschelkalk) vor - zumeist rund um das heutige Mittelmeer, in Süddeutschland und in Süd-China. Offenbar war er auch an der heutigen Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen, die direkt durch den Steinbruch verläuft, heimisch.
Ähnlich wie eine Robbe hat sich der Nothosaurier auch auf Land bewegen können. Das Reptil, das es im Kasseler Museum auch als originalgetreues Modell zu sehen gibt, ähnelte einem Krokodil. »Die Landschaft in der Warburger Börde war zu jener Zeit ein Flachmeer. Die Nothosaurier gingen in der Lagune auf Fischfang«, beschreibt Füldner.
Für den Laien weniger spektakulär, für den Experten aber einmalig war ein Fund, den die Wissenschaftler 100 Meter entfernt von der Grabungsstelle zufällig machten. Entdeckt wurde ein ganzes Feld mit fast vollständig erhaltenen Seelilien, darunter auch ein Exemplar mit einem zwei Meter langen Stiel. Häufig finden Sammler und Forscher von ihnen nur noch Glieder, die im Volksmund »Bonifatiuspfennige« genannt werden. Vollständig erhaltene Exemplare sind selten, mehr als 100 von ihnen, wie jetzt bei Borgentreich entdeckt, sind eine wahre Sensation.
In den kommenden Wochen soll die Fläche geborgen werden. In einigen Monaten könnten die Funde im Rahmen einer Sonderausstellung gezeigt werden, hofft der Kasseler Museumsleiter.

Artikel vom 29.06.2006