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Campino drückt den
Gauchos die Daumen

Sänger der »Toten Hosen« ist Maradona-Fan

Berlin (dpa). Einen deutschen Fan hat Argentinien im WM-Duell zwischen den »Peker-Boys« und Jürgen Klinsmanns Elf sicher. »Solange das Spiel nicht gegen England geht, drücke ich den Argentiniern immer die Daumen«, sagt Campino von den Toten Hosen.

Das Fußballherz des Sängers schlägt für das Land der Gauchos. »Argentinien ist ein Rock- und Punk-Land«, schwärmt Campino, »ich hoffe, dass sie den Deutschen heute eine wirklich schwere Zeit bereiten werden.«
Der Sohn einer englischen Mutter wünscht sich zwar das Team um David Beckham im Finale. »Doch bei diesem schwachen Niveau, das die Mannschaft gerade bietet, glaube selbst ich nicht mehr daran.« Die Sympathien für Deutschland beim Fußball halten sich bei Campino in Grenzen. Aber: »Ich habe noch nie ein deutsches Team so spielfreudig und unterhaltsam erlebt - dafür zoll ich ihnen Respekt, obwohl ich es nicht gerne tue.«
Als Argentinien-Sympathisant ist Campino ein Spätbekehrter. »Ich hatte lange ein Problem mit Maradonas Hand Gottes im Spiel gegen England bei der WM 1986«, sagt er. »Argentinien hat uns damals gedemütigt.« Doch seitdem die Toten Hosen Anfang der 90er Jahre erstmals in Argentinien auftraten, schwärmt der »Hosen«-Sänger vom südamerikanischen Land. »Wir Hosen sind selten einem gastfreundlicheren Land begegnet.«
»Los Chosen«, wie der Bandname in Argentinien ausgesprochen wird, war damals der Ruf aus Deutschland vorausgeeilt. Am Flughafen von Buenos Aires seien sie von den Zöllnern begrüßt worden, Bauarbeiter hätten auf der Straße Grüße hinterher gerufen. In Argentinien kennt fast jedes Kind die Toten Hosen, der Bandname ist an viele Mauern in Graffiti verewigt.
Einen Argentinier würde Campino noch gerne treffen: Diego Armando Maradona. »Inzwischen liebe ich diesen Mann und denke, das man über ihn keine Witze machen darf. Er ist viel verrückter, widersprüchlicher und menschlicher als diese sauberen Figuren Beckenbauer und Pelé.«

Artikel vom 30.06.2006