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Der Garten auf Wachstumskurs

Eine Anlage, die schon nach wenigen Wochen hohen Gewinn bringt

Eben noch standen die Ideen nur auf dem Papier. Nun sieht man das Ergebnis: Bäume und Sträucher haben Wurzeln geschlagen, die Stauden treiben prächtige Blüten und der Rasen trägt sattes Grün. Endlich ist der Garten fertig - oder etwa nicht?
Auch in einem noch so perfekten Garten ist irgendwann eine Generalüberholung fällig. Denn Pflanzen haben eine starke Dynamik in sich, können ganz schön über sich hinauswachsen. Dann heißt es: Platz da.
Spricht man mit Besitzern von noch so perfekten Gärten, fällt meist irgendwann ein Satz wie »der Felberich ist viel zu mächtig geworden, der muss im Herbst geteilt werden« oder »in dem Bereich dort hinten soll im nächsten Jahr ein blauer Garten entstehen«, gefolgt von »die Spielecke brauchen wir jetzt nicht mehr, aus dem Alter sind die Kinder längst raus«. Der Garten, so scheint es, führt ein Eigenleben, dessen Gestaltung niemals abgeschlossen ist.
Wo eben noch ein paar Pflänzchen die kahlen Flächen zierten, breitet sich schon wenige Wochen später ein grüner oder blühender Teppich aus. Schmale Sträucher werden zum dichten Sichtschutz, zarte Bäume gewinnen Kontur. Nicht jeder Gartenbesitzer kann den Zuwachs gut einschätzen. Gerade von Laien angelegte Gärten sind oftmals zu dicht bepflanzt. Denn die Pflanzen sehen beim Kauf noch so zart aus, dass es schwer fällt, sich ihre endgültige Größe vorzustellen.
Schon nach ein paar Wochen behindern sie sich gegenseitig, und es heißt Entscheidungen zu treffen: Was darf sich weiterentwickeln, was muss umgepflanzt werden oder was ist zu viel und muss entfernt werden? Der Garten verändert sich auch durch den natürlichen Lebenszyklus der Pflanzen. Knäuelglockenblume, Sterndolde, Rittersporn und viele andere Stauden sehen die ersten sieben bis zehn Jahre nach der Pflanzung wunderschön aus, dann lässt ihre Kraft langsam nach. Herbstanemonen, Lavendel und Palmlilie leben länger, aber nach ungefähr zehn bis fünfzehn Jahren wird es Zeit, über eine Veränderung im Beet nachzudenken.
Während die Stauden alle Jahre wieder zu gleicher Pracht heranwachsen, nimmt das Volumen der Gehölze stetig zu. Manchmal heißt es dann ungeliebte Entscheidungen treffen, denn oft widersprechen sich die angestrebten Gestaltungsziele und die Freude über einen besonders stattlichen Baum oder Strauch. Doch ursprünglicher Plan hin oder her, der sechs Meter hohe und ziemlich breite Tulpenbaum zum Beispiel, der ehedem gerade einmal einen Meter maß, die mächtige Zaubernuss oder die stattlichen Rhododendren sind es wert, bleiben zu dürfen. Bekommen sie die Chance, als auffälliges Gestaltungselement den Charakter des Gartens dauerhaft zu bestimmen, vollziehen sich auch die übrigen Veränderungen langsamer und vor allem in einem überschaubaren Rahmen.

Artikel vom 15.07.2006