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Ein »Frings« ist auch dabei

Deutschland-Gegner Argentinien: viele Stärken und wenig Schwächen

Von Klaus Lükewille
Berlin (WB). Deutschlands Viertelfinal-Gegner morgen um 17 Uhr im Berliner Olympia-Stadion - eine Mannschaft, die sich bei dieser Weltmeisterschaft in die Favoritenrolle spielte. Wir stellen Argentiniens erste Auswahl vor. Ein Ensemble mit vielen Stärken und nur ganz wenigen Schwächen.


1Roberto Abbondanzieri: Kassierte bisher erst zwei Treffer, beide Tore waren unhaltbar. Sonst noch nicht besonders hart geprüft. Zeigte allerdings bei hohen Bällen schon einige Unsicherheiten. Wie im Leipziger Achtelfinale gegen Mexiko: Da konnte er das Leder in einer Szene nicht festhalten und musste mehrfach nachgreifen.


2Roberto Ayala: Erstklassiger und routinierter Innenverteidiger, gutes Stellungsspiel, kann eine Partie »lesen« und steht fast immer richtig. Sehr routiniert und äußerst giftig im Zweikampf, spielt ein sehr starkes Turnier. Sein Arbeitsplatz ist jedoch auf die eigene Hälfte begrenzt: Er schaltet sich nur höchst selten in die Offensive ein.

6Gabriel Heinze: Räumt neben Ayala im Strafraum ab. Knallharter Zweikämpfer. Dazu sehr kopfballstark. Hatte gegen Mexiko allerdings Glück: Da sah er nach einer Notbremse nur die Gelbe Karte. Deshalb darf er gegen Deutschland weiter verteidigen.

21Nicolas Burdisso: Besetzt in der Abwehrkette die rechte Seite. Solide, routiniert. Zuverlässige und fehlerfreie Auftritte in den ersten Spielen. Fehlte gegen Mexiko verletzt - und da war zu sehen: Er fehlte wirklich. Lionel Scaloni (13) konnte ihn nicht gleichwertig ersetzen.

3Juan Pablo Sorin: Ein echter Kapitän, ein erstklassiger Mannschaftsspieler. Immer unterwegs. Seine langen, schwarzen Haare flattern, wenn er 90 Minuten lang auf der linken Außenbahn rauf und runter rennt. Vorsicht: Er kann auch exzellent Tore vorbereiten. Den Meisterschuss von Maxi Rodriguez zum 2:1 gegen Mexiko machte erst sein großartiger Diagonal-Pass möglich. Das war eine geniale Vorarbeit wie aus dem Fußball-Lehrbuch.

8Javier Mascherano: Der »Frings« der Argentinier. Blockierer und Zerstörer, schreckt auch vor »foulen« Attacken nicht zurück und geht dabei sehr oft ganz schön ruppig zur Sache. Im Aufbau stark limitiert, spielt am liebsten den Ball immer nur zum nächsten Mann.

5Esteban Cambiasso: Dauerrenner im Mittelfeld. Macht zusammen mit Mascherano auch viele Meter für Regisseur Juan Román Riquelme, der sich auf die Offensive konzentrieren darf. Dynamischer Antreiber, so lange die Kraft reicht. Gegen Mexiko nicht ganz so überzeugend, wurde vorzeitig ausgewechselt. Sein größter WM-Moment: Er durfte die traumhafte 26-Stationen-Kombination zum 2:0 gegen Serbien-Montenegro abschließen.

18Maxi Rodriguez: Die Turnier-Entdeckung der Argentinier. Unbekümmert und selbstbewusst tritt er auf. Ein junger Spieler mit einer großen Zukunft. Der sensationelle Volltreffer, der goldene Schuss im Achtelfinale gegen Mexiko, dürfte ihn sicher noch mutiger machen. Immer sehr effektiv und in jeder Partie torgefährlich.

10Juan Román Riquelme: Der Denker und Lenker. Von allen anerkannte Führungsfigur, auch Trainer José Pekerman steht hundertprozentig hinter ihm. Die Nummer 10 gilt als sensibel. Aber auf dem Platz ist davon nichts zu sehen: Da ist er der Dirigent. Wohin mit dem Ball? Klar, am besten zu Riquelme. Kleiner Aktionsradius, große Wirkung. Goldene Schuhe und geniale Pässe. Auch Spezialist für Freistöße. Einziges Manko: Scheint Konditions-Probleme zu haben. Gegen Mexiko war er nach 90 Minuten ziemlich platt und in der Verlängerung kaum noch zu sehen.

9Hernan Crespo: Seit Jahren ein ständiger Unruheherd in den europäischen Strafräumen. Wenn der Mann mit der Mähne und dem Stirnband stürmt, herrscht überall Alarmstufe eins. Deshalb hat ihn auch Roman Abromowitsch für seinen FC Chelsea engagiert. Abgezockt, clever, eiskalter Vollstrecker. Steht manchmal neben dem Spiel, ist dann aber zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Schon drei Tore bei dieser WM.

7Javier Saviola: Gala-Vorstellung gegen Serbien-Montenegro, Erholungspause gegen die Niederlande - und eine schwache Partie gegen Mexiko. Das sagt alles: Eben ein »Schönwetter-Spieler«, der sich deshalb trotz seiner großen Begabung auf dem internationalen Parkett nicht richtig durchsetzen konnte. Vom FC Barcelona an den FC Sevilla ausgeliehen - und dort schon wieder auf Vereinssuche: Weil ihn die Katalanen im nächsten Jahr nicht zurück haben wollen.

Artikel vom 29.06.2006