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Portugal gewinnt mit neun Mann

Achtelfinale: 1:0 gegen Niederlande - Im Viertelfinale wartet England

Von Klaus Lükewille
Nürnberg (WB). Portugal hat seinen Ruf als Angstgegner der Niederlande bestätigt. Durch ein 1:0 gestern Abend zieht das Team von Luiz Felipe Scolari ins Viertelfinale ein und trifft dort am Samstag auf England.

Wie angekündigt begann bei Holland Dirk Kuyt in der Sturmspitze an Stelle von Ruud van Nistelrooy. Die erste Chance hatte allerdings Mittelfeldspieler Mark van Bommel. Dessen Schuss in der zweiten Minute ging knapp links vorbei. Ebenso wie der Versuch von Robin van Persie zwölf Minuten danach. Die Niederländer forderten 60 Sekunden später einen Strafstoß, als Kuyt im Strafraum zu Fall kam. Carvalho hatte den Linksaußen festgehalten. Die Pfeife von Schiedsrichter Walentin Iwanow blieb allerdings stumm.
Dafür wurde es in der 23. Minute umso lauter, denn Portugal ging mit der ersten Chance in Führung: Cristiano Ronaldo flankte von rechts in den Strafraum, Pauleta legte für Maniche auf. Der 28-Jährige ließ Ooijer aussteigen und jagte den Ball unhaltbar für van der Sar mit rechts zum 1:0 in die Maschen. Die deutschen Zuschauer in Nürnberg stimmten schon vergnügt an: »Ohne Holland fahr'n wir nach Berlin.«
Für Ronaldo war das gestrige Achtelfinale nach 34 Minuten beendet: Khalid Boulahrouz vom Hambuger SV, Beiname »Kannibale«, hatte den portugiesischen Star in rotverdächtiger Art und Weise gefoult. Der Jungstar saß nach seinem Ausscheiden weinend auf der Bank. Die Attacke des Holländers war symptomatisch für die harte Partie, denn es gab viele kleine und größere Fouls. Robin van Persie setzte dann ein kleines Glanzlicht, als er ein schönes Solo im Strafraum hinlegte, dann aber mit dem linken Außenrist schoss: Die Kugel ging weit vorbei (37.).
In der Schlussphase des ersten Durchgangs überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst hatte Pauleta die große Chance zum 2:0, doch Rekordspieler van der Sar parierte in seinem 113. Länderspiel glänzend. Kurz darauf musste Costinha nach einem Handspiel den Platz verlassen: gelb-rote Karte, eine richtige Entscheidung.
Nach dem Seitenwechsel drängte das Team von Bondscoach van Basten auf den Ausgleich. Der hätte fallen können, doch van Bommels Schuss traf nur die Unterkante der Querlatte (49.). Glück hatte Luis Figo, der für einen Kopfstoß gegen van Bommel nur die gelbe Karte sah.
Gelb-rot sah dafür Boulahrouz nach gut einer Stunde wegen eines Ellenbogenchecks gegen Figo. Die Partie wurde noch härter, Iwanow musste viele Karten verteilen, so auch eine weitere gelb-rote gegen Deco wegen Zeitverzögerung (78.). Zehn Minuten vor Schluss tauchte Kuyt frei vor Ricardo auf, doch der konnte klären. Die letzte Chance hatte Kuyt (90.), doch Portugal rettete sich über die Zeit.
Portugal: Ricardo - Miguel, Fernando Meira, Ricardo Carvalho, Nuno Valente - Costinha, Maniche - Figo (84. Tiago), Deco, Cristiano Ronaldo (34. Simao) - Pauleta (46. Petit)
Niederlande: van der Sar - Boulahrouz, Ooijer, Mathijsen (56. van der Vaart), van Bronckhorst - van Bommel (67. Heitinga), Sneijder, Cocu (84. Vennegoor of Hesselink) - van Persie, Kuyt, Robben
Schiedsrichter: Iwanow (Russland)
Zuschauer: 41 000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Maniche (23.)
Gelb-rot: Costinha (45.+1), Deco (78.)/Boulahrouz (63.)/van Bronckhorst (90.+5)

Artikel vom 26.06.2006