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Eine Nachtreise durch den Kultursommer

Die freie Theaterszene zeigte ihr Können

Bielefeld (ik.) „Bitte zwei Meter Sicherheitsabstand zum Vordermann einhalten!“ ruft Oberwachtmeister Riemenschneider, der nach eigenen Angaben »extra aus Hannover angereist« ist, um die Gruppe Theaterliebhaber sicher durch die Innenstadt zu leiten. Auf einem Einrad mit Lenker fährt er neben der Gruppe her und nutzt die Zeit, die sichtlich erheiterten Teilnehmer über die neue Straßenverkehrsordnung für Fußgänger aufzuklären - so werden Überholmanöver geübt und Fußballfans in vorbeifahrenden Autos auf ihr Fehlverhalten hingewiesen.

In seiner Funktion als Reiseleiter sorgte der Ordnungshüter am Samstag für die richtige Stimmung bei der vierten Bielefelder Nachtreise: Er war neben Heinz Flottmann, Clownin Louisa, der Canaillen-Bagage und dem Tunnel-Theater einer von fünf witzigen Begleitern, die die Nachtreise-Schwärmer von Theater zu Theater führten.
Wie in den letzten Jahren war die Veranstaltung auch dieses Mal außerordentlich beliebt: »Alle Touren sind ausverkauft«, freute sich Norbert Diekhake (Forum für Kreativität und Kommunikation), der zusammen mit Catharina Schütte vom Trotz-Alledem-Theater das Spektakel organisiert hat. Bei der Veranstaltung im Rahmen des Bielefelder Kultursommers hat die freie Theaterszene der Stadt die Chance, ihr Können einem breiten Publikum zu präsentieren. In einer Art Theatermarathon werden die Besucher zu Fuß oder mit dem Bus zu den teilnehmenden Kulturstätten geführt und können dort jeweils einen Auszug aus dem aktuellen Programm genießen. Und das kommt an beim Publikum: Wenn Dagmar Selje von den »Dagmar Selje Puppenspielen« auf der Bühne ihre Figur »Schaf« auf eine Schlittenfahrt mit einem dichtenden Wolf nach Erfahrungen schickt, dann biegen sich die Zuschauer vor Lachen. Und auch das »Trotz-Alledem-Theater« verbreitet mit seinem Stück »Erwin und Frosch« eine wunderbare Stimmung: Wenn Erwin und Frosch auf Prinz Edgar treffen und mit ihm um Dornröschen, eine »alte Schachtel mit zweifelhaftem Stammbaum« kämpfen, grölt das Publikum vor Freude. Und auch die weiteren Gastgeber, in diesem Jahr das »Alarm Theater«, das »Forum für Kreativität und Kommunikation«, das »Kleine Theater Bielefeld«, das »Mobile Theater«, die »Niekamp Theater Company« und die »Theaterwerkstatt Bethel«, bereiteten ihrem Publikum einen unvergesslichen Abend.
Bleibt zu sagen, dass die Bielefelder Nachtreise ein wunderbares Konzept mit ganz besonderer Atmosphäre ist, das eine anregende Vielfalt an Schauspiel, Figurentheater, Theater mit behinderten und nichtbehinderten Menschen und Comedy verbindet.

Artikel vom 26.06.2006