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Fußball im Schlafwagen


Schlafwagen-Fußball heißt, dass Schnarchzapfen am Werk sind, die es gern mal etwas langsamer angehen lassen. Diese nicht sonderlich geschätzte Spielform muss nach dem Nachtzug benannt worden sein, der München an Berlin bindet. Schnaufend und ächzend bewegt er sich durch die Prärie. Der WM-Reisende startet um 23.02 Uhr. Er weiß, dass er erst nach satten acht Stunden ans Ziel gelangt. In der Zeit könnte er genauso gut bis nach New York fliegen - nur ginge das schneller.
Außerdem ist die Welt morgens um sieben durchaus nicht in Ordnung. Die Werbung verheißt zwar Erholung, und nach den dunklen Stunden im Schlafgemach sollte der WM-Reisende vom Stress befreit und bereit für den neuen Tag sein. Er kommt sich aber gerädert und überfahren vor. Durchgeruckelt und ständig wieder wachgerüttelt von den lautmalerischen Klangkulissen, die so eine Schienenschlange erschaffen kann. Bestimmte Kopfhaltungen fördern die Gleismusik. Bauchlage, Rückenlage, Seitenlage - nichts nützt. Die Lage ist hoffnungslos.
Zurück im Hauptstadt-Hotel hat der WM-Reisende nur den Wunsch zu schlafen, obwohl er doch gerade dem Schlafwagen entstiegen ist. Es geht nicht, er muss arbeiten. Gute Nacht. Friedrich-Wilhelm Kröger

Artikel vom 26.06.2006