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Deutsche Bank kauft »Berliner«

Ackermann will Heimatmarkt stärken

Berlin (dpa). Die Deutsche Bank hat nach einem monatelangen Bieterwettlauf den Zuschlag für die Berliner Bank erhalten und will damit das Privatkundengeschäft in ihrem Heimatmarkt stärken.
Auf Einkaufstour: Vorstandschef Josef Ackermann.

Der Kauf für 680,5 Millionen Euro sei ein Signal für Investitionen und Wachstum in Deutschland, sagte Vorstandschef Josef Ackermann gestern. Die Bankgesellschaft Berlin als Verkäuferin muss sich wegen Sanierungsauflagen der EU von ihrer bisherigen Tochter trennen. Der Branchenprimus aus Frankfurt erwartet höhere Erträge aus der stärkeren Präsenz in der Hauptstadt. Personalabbau ist nicht geplant.
»Das Zusammengehen in Berlin stellt die Weichen auf Wachstum«, sagte Ackermann. Die 1950 gegründete Berliner Bank mit 307000 Privat- und 13000 Geschäftskunden sowie 60 Filialen soll als eigene Marke weitergeführt werden. Für die 1200 Beschäftigten werden der Vereinbarung zufolge betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Gemeinsam kommen beide Institute damit in der Hauptstadt auf 3800 Mitarbeiter, 770000 Kunden und 119 Filialen. Überlappungen gebe es kaum. Geplant sind daneben auch Kooperationen bei der technischen Geschäftsabwicklung. Die Übernahme muss noch von den Kartellbehörden genehmigt werden. Der Vollzug ist zum Jahresende vorgesehen.
Die Berliner Volksbank, die beim Bieterverfahren nicht zum Zuge gekommen war, kritisierte den Kaufpreis als »deutlich überzogen«. Entscheidungen würden künftig nicht in Berlin, sondern in London oder Frankfurt getroffen. Ackermann verteidigte den Preis, der angesichts erwarteter Ertragssteigerungen im Berliner Markt und den Potenzialen im nahen Osteuropa gerechtfertigt sei. Die Berliner Bank mache künftig fünf Prozent des Privatkundengeschäfts in Deutschland aus. Die Zielmarke von 25 Prozent Eigenkapitalrendite für die Deutsche Bank bleibe unverändert. Der Vorstandschef der Bankgesellschaft, Hans-Jörg Vetter, verwies auf das »beste Paket«, das die Deutsche Bank geboten habe. Dabei sei es nicht nur um den Kaufpreis gegangen.
Die mehrheitlich landeseigene Bankgesellschaft war 2001 durch riskante Immobiliengeschäfte an den Rand des Zusammenbruchs geraten und nur durch Milliardenhilfen des Landes gerettet worden. Die EU-Auflage für die Genehmigung der Beihilfen sieht auch vor, dass sich Berlin bis Ende 2007 von seinem 81-Prozent-Anteil trennen muss. Zur Bankgesellschaft gehört auch die Berliner Sparkasse.

Artikel vom 22.06.2006