22.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Klinikärzte wollen streiken

In 21 Krankenhäusern Ostwestfalen-Lippes Arbeitskampf möglich

Von Christian Althoff
Bielefeld (WB). Von Montag an drohen Ärztestreiks in kommunalen Krankenhäusern. Der Arbeitskampf kann in Ostwestfalen-Lippe 21 Häuser mit insgesamt 1900 Ärzten betreffen. Die Versorgung von Notfallpatienten wollen die Mediziner aber weiterhin sicherstellen.

Nach der Tarifeinigung an den Universitätskliniken hat die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) gestern 70 000 Mediziner an den bundesweit 700 kommunalen Krankenhäusern zur Urabstimmung aufgerufen. Stimmkarten können bis heute per Post, Fax oder E-Mail abgeschickt werden.
Arbeitgeber und Gewerkschaft gehen davon aus, dass weit mehr als die erforderlichen 75 Prozent der Ärzte für einen Arbeitskampf votieren werden. »Das Ergebnis wird voraussichtlich am Wochenende bekanntgegeben, erste Warnstreiks könnten am Montag beginnen«, sagte gestern Michael Helmkamp, Sprecher des Marburger Bundes in NRW. Dort gibt es 81 kommunale Krankenhäuser, 80 Prozent der dort arbeitenden Ärzte sollen im MB organisiert sein.
Flächendeckende Streiks sind zunächst nicht geplant, Warnstreiks oder Dienste nach Vorschrift sollen anfangs auf einzelne Häuser beschränkt bleiben. Dafür kommen in Ostwestfalen-Lippe Einrichtungen in folgenden Städten in Frage: Klinikum Ravensberg in Halle und Versmold (35 Ärzte), Klinikum Lippe (Bad Salzuflen, Lemgo, Detmold; zusammen 300), Städtisches Krankenhaus Bad Oeynhausen (65), Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen (300), Auguste-Viktoria-Klinik Bad Oeynhausen (15), Bielefeld (Städt. Kliniken Mitte und Rosenhöhe; 460), Städt. Klinikum Gütersloh mit Ev. Krankenhaus Rheda (106), Westfälische Klinik für Psychiatrie und Salzmann-Klinik Gütersloh (zusammen 56), Klinikum Herford (140), Kreiskrankenhaus Lübbecke (78), Klinikum Minden (265), Westfälisches Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie Paderborn, Kreiskrankenhaus Rahden (17), Westfälische Klinik Stemwede (8) und St. Petri-Hospital Warburg (30).
»Die Versorgung von Notfällen bleibt gewährleistet, aber geplante Operationen müssen möglicherweise verschoben werden«, sagte Helmkamp. Auf diesen Fall bereiten sich die Krankenhäuser seit gestern vor. Peter Schwarz, Geschäftsführer der Klinikum Lippe GmbH: »Wir haben pro Woche 675 stationäre und ambulante Operationen und prüfen gerade, welche Eingriffe im Notfall verschoben werden können.« Sollte das notwendig werden, würden die Patienten umgehend informiert, versicherte Schwarz. Er schloss nicht aus, dass bei einem längeren Arbeitskampf Patienten mit planbaren Eingriffen, wie etwa Hüftgelenk-OPs, abwandern könnten - etwa zu einem der 17 kirchlichen Krankenhäuser in Ostwestfalen.
Prof. Dr. Otto Foit, der Verhandlungsführer der kommunalen Arbeitgeber, erklärte, die Krankenhäuser hätten in diesem Jahr nur 0,63 Prozent mehr Geld zur Verfügung als 2005. »Angesichts eines Personalkostenanteils am Budget von 70 Prozent ist klar, dass für eine Gehaltssteigerung eigentlich gar kein Geld da ist«, sagte Foit, Verwaltungsdirektor des nordrhein-westfälischen Herz- und Diabeteszentrums in Bad Oeynhausen.
Der Marburger Bund fordert mehr Geld sowie begrenzte Arbeitszeiten und Bereitschaftsdienste. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 22.06.2006