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Nowitzkis Traum ist geplatzt

O'Neal und Wade schnappen dem Deutschen den NBA-Titel weg

Dallas (dpa). Dirk Nowitzkis Blick war leer. Ungläubig schüttelte der deutsche Superstar nach dem geplatzten Titeltraum seiner Dallas Mavericks immer wieder den Kopf. Die Miami Heat wurden vom 95:92 in der Nacht auf Mittwoch in Dallas erstmals Meister der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA.
Shaquille O'Neal hat die Hand am Pott.

Nowitzki war zwar mit 29 Punkten und 15 Rebounds erfolgreichster Werfer der Mavericks, konnte aber die vierte Niederlage in Folge nicht verhindern. Miami gewann die Finalserie mit 4:2-Siegen.
Als die Heat ihre Krönung bejubelten, saßen die Texaner geknickt in der Kabine. »Zweiter zu werden, tut verdammt weh. Wir haben acht, neun Monate lang alles gegeben, sind endlich auf der großen Bühne und gehen jetzt frustriert nach Hause. Das ist schwer zu verdauen«, gestand der Würzburger. So muss er sich jetzt als zweiter Deutscher nach Detlef Schrempf 1995 mit der Vizemeisterschaft begnügen. »Wo war Dirk in der entscheidenden Phase?«, fragte die Zeitung »Dallas Morning News« und lieferte einen Einblick in das Seelenleben des Betroffenen gleich mit: »Das wird ihn eine ganze Zeitlang beschäftigen, oder zumindest sollte es das.«
»Das wird ein langer Sommer. Wir werden daraus lernen. Leider gibt es keinen Preis für Platz zwei, aber schämen müssen wir uns nicht«, befand Mavericks-Coach Avery Johnson. Der Absturz in Raten hatte sich angedeutet. Nach der besten regulären Saisonbilanz mit 60 Siegen und den Playoff-Erfolgen gegen die Memphis Grizzlies, Vorjahresmeister San Antonio und die Phoenix Suns hatte sein Team durch die drei Niederlagen in Miami Selbstvertrauen und innere Ruhe verloren. »Wir haben gespürt, dass Dallas leichte Zweifel hatte«, verriet Miamis Superstar Shaquille O'Neal (9 Punkte, 12 Rebounds).
Seit vier Jahren hatte Miami in Dallas nicht mehr gewonnen. Dank konsequenter Defensive und der Inspiration ihres erneut überragenden Spielmachers Dwayne Wade (36 Punkte, 10 Rebounds) führten die Heat diesmal 42 Sekunden vor dem Ende mit 91:90. Mit vier verwandelten Freiwürfen in Folge besiegelte Wade das Schicksal der Mavericks und wurde verdient zum wertvollsten Spieler des Finales gewählt. »Wir waren einfach reif für den Titel. Es war unsere Zeit«, sagte Miamis Startrainer Pat Riley. Er schämte sich seiner Tränen nicht.
Vor 18 Jahren hatte Riley seinen bisher letzten Titel mit den Los Angeles Lakers gewonnen. Damals standen die Miami Heat gerade vor ihrer Premierensaison in der NBA. Jetzt können Riley seinen fünften NBA-Titel und »Shaq« seinen Titel Nummer vier feiern.
Für die ehemaligen Mitglieder des US-Dream-Teams, Gary Payton und Alonzo Mourning, war es am Ende ihrer Karriere sogar die erste Meisterschaft.

Artikel vom 22.06.2006