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Hut ab: Scolari baut Rekord aus

Gruppe D: zehn WM-Siege für Portugals Trainer - Mexiko trotz 1:2 weiter

Gelsenkirchen (dpa). Mit der süßesten Niederlage ihrer Geschichte sind Mexikos Fußballer zum vierten Mal nacheinander ins Achtelfinale einer Weltmeisterschaft eingezogen.

Die Mannschaft von Ricardo La Volpe verlor gestern in Gelsenkirchen zwar ihr letztes Vorrundenspiel gegen Gruppensieger Portugal 1:2 (1:2), doch weil die Angolaner gegen Iran nicht über ein 1:1 hinauskamen, reichte dieses Resultat zum Weiterkommen.
Mit dem dritten Sieg legten die Portugiesen den besten WM-Start seit 40 Jahren hin. Sie bestreiten ihr Achtelfinale am Sonntag in Nürnberg gegen den Zweiten der Gruppe C, Holland. Die Mexikaner spielen am Samstag in Leipzig gegen Argentinien.
Maniche (6. Minute) und Simao mit einem Handelfmeter (24.) brachten die nur mit einer B-Elf angetretenen Portugiesen vor 52 000 Zuschauern in Führung. Francisco Fonseca traf für die Mexikaner (29.), bei denen Omar Bravo mit einem verschossenen Foulelfmeter die Chance zum Ausgleich vergab (57.) und Luis Perez die gelb-rote Karte sah (61.), weil er einen Elfmeter schinden wollte.
Die seit 17 Partien ungeschlagenen Portugiesen bescherten ihrem Trainer Luiz Felipe Scolari gleich zwei Jubiläen: Der 30. Länderspielsieg mit Portugal war zugleich der zehnte WM-Sieg in Serie für den brasilianischen Weltmeister-Coach von 2002.
Bei den mexikanischen Spielern wollte sich nach dem Schlusspfiff keine rechte Erleichterung einstellen. »Es tut weh, sich trotz einer Niederlage zu qualifizieren. Wir machen zu wenige Tore«, schimpfte Kapitän Rafael Marquez, dem der Achtelfinalgegner egal war: »Wir müssen beide schlagen, wenn wir dabeibleiben wollen.« Das sieht auch Scolari so: »Wir können es uns leider nicht aussuchen«, sagte er und lobte sein Team: »Besser konnte es nicht gehen. Ich bin unheimlich stolz.«
Mexikos Trainer La Volpe verzichtete in Gerardo Torrado lediglich auf einen verwarnten Spieler, ließ aber nach dem 0:0 gegen Angola auch die enttäuschenden Zinha und Guillermo Franco draußen. Franco-Ersatz Fonseca erwies sich als Glücksgriff. Und Portugals Edelreservisten waren um eine passende Antwort nicht verlegen: Nach schöner Vorarbeit von Simao vollendete Maniche.
Die Führung gab den Portugiesen Sicherheit, obwohl Bravo bei einer akrobatischen Einlage vor dem Tor von Joao Ricardo nur um Zentimeter den Ausgleich verpasste (8.). Kapitän Rafael Marquez verschuldete mit einem Handspiel im Strafraum dann den Elfmeter, doch die Moral der Mexikaner war ungebrochen. Bravo scheiterte zunächst an Ricardo und der Latte (29.). Den anschließenden Eckball aber köpfte Fonseca unerreichbar ins lange Eck.
Angesichts des Zwischenstandes in Leipzig war für Mexiko alles im grünen Bereich, doch damit wollte sich La Volpe nicht zufriedengeben. Er setzte alles auf eine Karte, und fast wäre sein Mut auch belohnt worden. Doch den von Miguel an Perez verschuldeten Foulelfmeter drosch Bravo über die Querlatte.
Portugal: Ricardo - Miguel (61. Paulo Ferreira), Fernando Meira, Ricardo Carvalho, Caneira - Tiago, Maniche - Petit, Figo (80. Boa Morte), Simão - Hélder Postiga (69. Nuno Gomes)
Mexiko: Sánchez - Rodríguez (46. Zinha), Osorio, Salcido - Méndez (80. Franco), Pardo, Márquez, Pérez, Pineda (69. Castro) - Fonseca, Bravo
Schiedsrichter: Michel (Slowakei)
Zuschauer: 52 000
Tore: 1:0 Maniche (6.), 2:0 Simão (24./Handelfmeter), 2:1 Fonseca (29.)
Besonderes Vorkommnis: Bravo (Mexiko) verschießt Handelfmeter (57.)
Gelb-Rot: Pérez (61./Unsportlichkeit)

Artikel vom 22.06.2006