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Chinesen betrügen Firmen aus OWL

Unternehmer bleiben auf Restaurantrechnungen und Geschenken sitzen

Von Dietmar Kemper
Bielefeld/Detmold (WB). Manchmal erweist sich China für deutsche Unternehmer als Land des falschen Lächelns. Die IHK Lippe warnt vor einer betrügerischen Bande aus der Provinz Henan.

»Es häufen sich die Beschwerden von Firmen über unseriöse Lieferanfragen aus China«, sagte Gabriele Narhofer von der IHK Lippe gestern dieser Zeitung. Und so werden Unternehmer übers Ohr gehauen: Überraschend erhalten sie Bestellungen in großem Umfang von angeblichen Firmen aus Südchina. Deren Vertreter bitten die Deutschen, kurzfristig ins Reich der Mitte zu kommen, um Details zu besprechen und das Geschäft klar zu machen. Abends wird im teuersten Restaurant gefeiert, und die Deutschen sollen doch bitte die Kosten übernehmen. »Auf den überhöhten Restaurantrechnungen bleiben sie dann sitzen«, weiß Narhofer.
Den Mitarbeitern der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Peking liegen Berichte vor, wonach sich die Ausgaben für Speisen und Getränke an nur einem Abend auf 5000 Euro summierten. Nach der feucht-fröhlichen Feier seien die Chinesen wie vom Erdboden verschwunden gewesen. Hinter den Betrügereien stecke eine »berufsmäßig agierende Gruppe in der Provinz Henan«, glaubt die AHK.
In anderen Fällen hätten die chinesischen »Geschäftspartner« Kommissionszahlungen von 3000 Euro und mehr oder teure Gastgeschenke verlangt. Geschäfte mit Chinesen machen 350 Firmen aus dem Einzugsbereich der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld; 50 von ihnen sind mit Produktionsstandorten und anderen Niederlassungen direkt vor Ort. Aus dem Kreis Lippe engagieren sich weitere 100 Firmen im Riesenreich.
Die beiden Industrie- und Handelskammern raten zur Vorsicht, wenn Anfragen überraschend kommen; Angebote der deutschen Seite sehr schnell und ohne Bitte nach Preisnachlass akzeptiert werden; keine technischen Details besprochen werden und die chinesischen Ansprechpartner kostenfreie E-Mail-Adressen von »Yahoo«, »Hotmail« oder »163.com« nutzen. Verdächtig sei zudem, wenn auf schnelle Vertragsunterzeichnung in China gedrängt werde und es nicht gelinge, unter der Festnetznummer durchzukommen.

Artikel vom 13.06.2006