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Zypern zieht seine
Drohung zurück

EU-Aufnahmegesprächemitder Türkei

Luxemburg (Reuters). In letzter Minute hat die Europäische Union einen Eklat zum Auftakt der heißen Phase der Aufnahmegespräche mit der Türkei verhindert. Zypern zog gestern seine Drohung mit einem Veto gegen den am selben Tag geplanten Start der Substanzgespräche zurück.Verhandelte gestern mit der EU: Abdullah Gül.

Daraufhin machte sich der auf die EU-Einigung wartende türkische Außenminister Abdullah Gül auf den Weg, um die Verhandlungen im inhaltlich unproblematischen Bereich zu Forschung und Wissenschaft abzuschließen.
Zypern erreichte mit seiner Blockadehaltung eine schärfer formulierte Forderung der EU an die Türkei, die Zollunion auch auf Zypern anzuwenden und die Regierung des griechischen Teils der Insel anzuerkennen. Die Türkei verweigert Schiffen und Flugzeugen aus dem griechischen Teil Zyperns den Zugang zu Häfen und Luftraum. Der Streit über den Status Zyperns hatte zuvor den Fortgang der Verhandlungen bedroht. Jedes der 35 Einzelkapitel der vor neun Monaten eröffneten Beitrittsgespräche der Türkei mit der EU muss von den EU-Staaten einstimmig eröffnet und geschlossen werden. Vor einem eventuellen Beitritt in mehr als zehn Jahren muss schließlich noch die Gesamteinigung gebilligt und von den dann mindestens 27 EU-Staaten einzeln ratifiziert werden.
Die nächsten Hürden werden für den Herbst erwartet, falls die Türkei bis dann nicht zyprische Schiffe und Flugzeuge anlegen und landen lässt. »Das war nur der Donner. Richtig stürmisch wird es im Herbst«, sagte ein Diplomat. Die Türkei erkennt die Regierung der Republik Zypern im Süden nicht an und unterstützt die international isolierte Regierung des türkischen Nordens. Eine Wiedervereinigung der Insel vor ihrem EU-Beitritt 2004 war am griechischstämmigen Süden gescheitert.

Artikel vom 13.06.2006