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Powell hat die Power

Am 29. Juli geht es gegen Gatlin um den Weltrekord

London (dpa). Asafa Powell aus Jamaika hat Justin Gatlin zum Duell der Giganten den Kampf angesagt.

Mit der Weltrekordeinstellung von 9,77 Sekunden in Gateshead hat der 23-Jährige das Kräftemessen gegen den Olympiasieger und Doppelweltmeister aus den USA, das am 28. Juli in London steigen soll, weiter angeheizt. »Wenn ich gute Bedingungen habe, kann ich 9,70 rennen«, tönte Powell nach seinem Sturmlauf und setzte noch einen drauf: Sogar 9,60 Sekunden traut er sich in diesem Jahr zu.
»Ich weiß nicht, was die neue Rekordmarke sein wird, aber sie wird viel schneller sein als 9,70 Sekunden. Ich fühle mich dieses Jahr viel stärker«, sagt Powell und strotzt vor dem Showdown vor Selbstvertauen. Ihn ärgert, dass er seinen am 14. Juni des Vorjahres in Athen aufgestellten Weltrekord mit Gatlin teilen muss. Viel hätte nicht gefehlt und der US-Boy wäre alleiniger Rekordinhaber mit 9,76 Sekunden gewesen. Erst fünf Tage nach seinem Lauf am 12. Mai in Doha korrigierte der Leichtathletik-Weltverband IAAF wegen eines Messfehlers die Zeit nach oben. Die elektronisch ermittelten 9,766 werden nach dem Reglement aufgerundet.
Bei seinem Powerlauf zeigte sich Powell von einem Fehlstart unbeeindruckt: Er schnellte explosiv aus dem Startblock - die Konkurrenz war abgehängt. »Ich habe versprochen, dass ich mein Bestes geben werde, und das war mein Bestes. Jetzt beginnt meine Saison erst richtig«. Sein Trainer kritisierte aber, dass er es im Finish versäumt habe, den Weltrekord wieder alleine in seinen Besitz zu bringen. »Er war sauer, weil ich mich nicht mit der Brust über die Ziellinie reckte, wie er es wünschte. Daran muss ich arbeiten«, meinte Powell, der 50 000 Dollar Prämie erhielt.
Gatlin und Powell waren zuletzt im Juli 2005 in London gegeneinander gelaufen. Da hatte sich Powell eine Leistenverletzung zugezogen, musste auf die WM in Helsinki verzichten und auch bei den Meetings danach passen. In diesem Jahr gab es noch kein Kopf-an-Kopf-Duell, obwohl beide in Eugene am Start waren. Dort traten sie in verschiedenen Läufen an: Gatlin lief 9,88 Sekunden - Powell Wind begünstigte 9,93. Dann gab es noch ein Fernduell. Powell rannte in Oslo zum Auftakt der Golden League 9,96 Sekunden im Vorlauf und 9,98 im Finale - Gatlin einen Tag später in New York 9,84 Sekunden.
»Die Leute warten auf den Showdown«, weiß auch Gatlin. »Unsere Rivalität ist gut für den Sport« fügte er hinzu und vergleicht das Duell mit einem Boxkampf. »Die Leute müssen uns gegeneinander laufen sehen.« Vor dem Duell des Jahres werden noch weitere Sprüche folgen - die Sprinter sind dafür berüchtigt.

Artikel vom 13.06.2006