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Die Weltreise auf der Vespa

Portugiesisches Paar rollt nach einer Woche ins Ziel

Von Wolfgang Wotke
Marienfeld/Lissabon (WB). Für die knapp 2500 Kilometer von Lissabon bis nach Marienfeld brauchten sie fast fünf Tage. Am späten Freitagabend hatten sie die Mega-Strecke endlich geschafft: José Joào Fonseca und seine Lebensgefährtin Ana Paula kamen mit ihrem Vespa-Roller erschöpft, aber glücklich im Klosterdorf an.
José Joào Fonseca und Ana Paula war kein Weg zu weit zur WM.

»Für unsere Nationalmannschaft ist uns kein Weg zu weit«, sagten die beiden Fußballfans aus Portugal freudestrahlend, die kurz nach ihrer Ankunft im Klosterhof Dutzende Hände schütteln mussten. Die Anerkennung für diese Leistung von ihren Landsleuten war unüberhörbar: »Seleção, Seleção«, skandierten die Fans, die den Freunden aus Lissabon den Spitznamen des eigenen Teams immer wieder zuriefen.
Dass diese Fußballreise aus dem fernen Portugal nach Ostwestfalen so ungewöhnlich war, ist der Tatsache geschuldet, dass José João und seine Ana diese Etappe mit einer Vespa 125, Baujahr 1974, zurückgelegt haben. »Alle hundert Kilometer mussten wir tanken«, verriet der Kfz-Mechaniker, der vorsichtshalber Ersatzteile für sein nostalgisches Gefährt in der Tasche hatte. »Da bin ich schlau und habe in weiser Voraussicht gehandelt.«
Portugals Trainer Luiz Felipe Scolari ließ es sich nicht nehmen, die Superfans höchstpersönlich zu begrüßen. »Ihr seid einfach klasse«, lobte der »Weltmeistercoach« und schenkte den beiden Vespa-Fahrern zwei Eintrittskarten für das erste Vorrundenspiel in Köln gegen Angola. Nach einer kurzen Verschnaufpause (»Wir haben meistens gezeltet«) ging es dann Richtung Köln.
Gestern morgen startete José João Fonseca mit seiner Ana zur nächsten Distanz: Mit ihren Roller aus den 70er Jahren geht es in den nächsten Tagen nach Italien. »In Turin findet das weltbekannte Euro-Vespa-Treffen statt. Da dürfen wir natürlich auch nicht fehlen«, berichteten die Portugiesen. Schon morgen wollen sie den mühsamen Weg von 1025 Kilometern geschafft haben. Und was ist dort mit Fußball? Fonseca: »Wir werden keine Minute unserer Mannschaft verpassen. Wir schauen uns alle Spiele im Fernsehen an und werden dann am Ende den Titel feiern.«

Artikel vom 13.06.2006