13.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wien ist ein
Studium wert

Von Laura-Lena Förster
Wenn ins Ausland, dann zurück nur mit Scheinen. Unter diesem Vorsatz hat sich die Bielefelderin Viola Reichow (23) im vergangenen Semester ihren Studienort in der Ferne ausgesucht: Wien.

Dass er auch sonst noch jede Menge zu bieten hatte, um so besser: »Nach Wien würde ich sofort wieder gehen«, sagt sie.
Wien also. Dorthin war sie im September vergangenen Jahres aufgebrochen, um nach dem Vordiplom ein Semester lang Auslandserfahrung zu sammeln, aber eben keine Zeit in ihrem Soziologiestudium zu verlieren. An ein englischsprachiges Land hatte sie gedacht, »aber da geht ja jeder hin«, sagt Viola Reichow. Mit Blick auf die wenigen Plätze machte sie sich keine große Hoffnung. Dann vielleicht die Niederlande? Erasmus-Koordinator Dr. Georg Krücken riet ihr zu Wien. Auch, weil das Institut für Soziologie dort relativ groß ist.
Dass ihr im Nachhinein doch nur zwei von fünf Scheinen in Bielefeld anerkannt wurden, findet sie schade, auf ihren Studienverlauf hat es aber keinen Einfluss genommen. Ihren Nachfolgern kann sie nur empfehlen, sich vorher intensiv damit zu beschäftigen, welche Seminare mit der heimischen Studienordnung korrespondieren. Und vor allem, sich dann rechtzeitig und verbindlich online anzumelden.
Als besonders anstrengend empfand sie ihr Studium in Wien nicht. »Ich bin schon jeden Tag zur Uni gegangen, aber insgesamt ist alles etwas lockerer als in Bielefeld«, sagt Viola Reichow. Viel hat sie sich angeschaut, in der Stadt selbst, aber auch in Budapest und Bratislava. Den Ausflug nach Eisenstadt, der Hauptstadt des Burgenlandes, hat sie in keiner guten Erinnerung. »Dort war es total langweilig. Man kann sich die Fahrt getrost sparen«, sagt sie.
Dann lieber in Wien bleiben und Kunst und Kaffeehäuser genießen. »Die Stadt hat eben ihren kulturellen Schwerpunkt.« Verpassen sollte man auf keinen Fall das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum. Wer feiern möchte, geht ins Bermuda Dreieck, eine Ansammlung aus Kneipen und Clubs. Wer gerne tanzt, für den sieht es schon schwieriger aus. »Von den Discotheken hat mir nur eine gut gefallen«, sagt Viola Reichow. »Aber die gibt es mittlerweile nicht mehr.«
Ihr Tipp für den Sommer: die Donauinsel. Für den Herbst: Wien-Grinzing mit seinen zahlreichen Weinlokalen und der rheinländischen Atmosphäre. Für den Winter: die Wiener Weihnachtsmärkte. »Einen besonders schöner wird um das Schloss herum aufgebaut«, sagt sie. »Auch den man Spittelberg sollte man nicht verpassen. Dort ist das Künstlerviertel und entsprechend viel Kunstgewerbe wird angeboten.«
Mal eben von hie nach dort zu fahren, ist in Wien dank U- und S-Bahn kein Problem. Auch von ihrem Wohnheim in Simmering aus, das außerhalb der Stadt liegt, war es mit der U-Bahn nicht weit bis zur Uni. Überhaupt wohnen: »Die Studentenwohnheime in Simmering und in der Molkereistraße in Wien sind recht neu», sagt Viola Reichow. »Am besten bemüht man sich dort rechtzeitig um ein Zimmer und zwar über die Homepage des Österreichischen Austauschdienstes (www.oead.ac.at).«
Gut gewohnt und gefeiert hat sie dort, freundlich wurde sie insgesamt empfangen. Obgleich: »Eine gewisse Arroganz muss man den Wienern schon nachsagen. Dafür ist das Leben längst nicht so hektisch wie in anderen Hauptstädten, obgleich hier rund zwei Millionen Menschen leben«, sagt sie. »Ich komme gerne wieder - am liebsten im Sommer.«

Artikel vom 13.06.2006