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Europa soll wachsen

Barroso: Union darf kein politischer Zwerg sein


Brüssel (dpa). Die Staaten des Balkans müssen nach Ansicht von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in die Europäische Union aufgenommen werden. »Ich glaube, dass die EU die Ressourcen und die Kapazität hat, den Balkan zu integrieren«, sagte Barroso in Brüssel. Die EU brauche Erweiterungen, um kein »politischer Zwerg« zu bleiben und um den Druck zu erhöhen, die innere Zusammenarbeit zu reformieren. Ohne ein Ende der Verfassungskrise und eine neue vertragliche Grundlage sei die Aufnahme neuer Mitglieder aber unmöglich. Die EU-Staats- und Regierungschefs werden in der kommenden Woche in Brüssel versuchen, Wege zur Rettung der Verfassung zu finden.
Barroso hofft, dass vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel während ihrer EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 eine Lösung - nach dem Nein der Franzosen und Niederländer zu dem Vertrag - voranbringt. »Ich erwarte eine Menge von der deutschen Präsidentschaft«, sagte Barroso. Deutschland habe das nötige politische Gewicht und die Fähigkeit, einen Kompromiss herbeizuführen.
Die Erweiterung um Länder wie Albanien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro und Mazedonien werde »ein Test für wirkliche politische Führung in der EU sein«, sagte Barroso. »Dies ist eine historische Verantwortung.« Falls diese Integration nicht gelinge, drohten auf dem Balkan nicht nur neue Kriege - auch Probleme wie Menschenhandel und Schmuggel könnten kaum bekämpft werden.

Artikel vom 08.06.2006