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Der Ballack Costa Ricas

Walter Centeno will die WM als Sprungbrett nutzen

Walldorf (dpa). Walter Centeno gilt als der Ballack Costa Ricas. Ihm schmeichelt und ihn stört dieser Vergleich gleichermaßen. »Ich bewundere Ballack. Wem würde es nicht gefallen, so wie er zu spielen«, drückte der kreative Kopf der »Ticos« seine Hochachtung für den deutschen Star aus.

Nur zwei Minuten später versichert Centeno allerdings: »Es ist mir egal, wenn sie mich so nennen. Ich bin Walter Centeno und kenne meine Stärken und Schwächen.« Parallelen zum künftigen Chelsea-Kicker stellt jedoch auch Centeno fest: »Ballack spielt Fußball wie ein Latino. Er macht im deutschen Team den Unterschied aus.« Ähnlich wie der Noch-Münchener ist Centeno die zentrale Schaltstelle bei den Zentralamerikanern, über den alle Aktionen laufen.
Der klassische »Zehner« bestimmt den Rhythmus, entscheidet über Angriffsvarianten und entwickelt spontan neue Ideen. Beim Eröffnungsspiel gegen Deutschland am Freitag in München will er einem weltweiten Publikum demonstrieren, über welches Potential er verfügt. »Deutschland ist natürlich Favorit. Aber wir wollen gewinnen«, sagt der 31-Jährige selbstbewusst.
Bei der Weltmeisterschaft verfolgt Centeno zwei große Ziele. Zum einen will er mit Costa Rica für Furore sorgen. »Der Einzug ins Viertelfinale ist das Minimum«, sagte er mit einem Augenzwinkern, das zugleich Spaß und ungeheures Selbstvertrauen signalisiert. Zum anderen soll »El Mundial« für ihn zum zweiten Mal das Sprungbrett in einen lukrativen Wechsel nach Europa werden.
Nach der WM 2002 holte ihn AEK Athen. Seine beiden Tore für die Griechen in der Champions League gegen Real Madrid und AS Rom machten ihn in der fernen Heimat noch berühmter. Nach Schwierigkeiten kehrte Centeno nach einer Saison aber wieder zu seinem Stammverein Deportivo Saprissa zurück.
»Im Fußball gibt es immer eine zweite Chance«, sagte der 93-malige Nationalspieler vor der richtungweisenden Auftaktpartie. »Ich hoffe, dass es diesmal mit dem Weiterkommen klappt.« Das würde ihm auch eine zweite Chance für ein Comeback bei einem europäischen Club eröffnen. »Ich traue Walter zu, dass er das schafft«, sagte Nationaltrainer Alexandre Guimaraes.

Artikel vom 08.06.2006