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Depressiv und ausgebrannt

Franz Xaver Kroetz will künftig nur Regie führen

Hamburg (dpa). Der Dramatiker Franz Xaver Kroetz (60) will das Schreiben und die Schauspielerei aufgeben und künftig nur noch als Regisseur arbeiten.

»Das ist der Abschluss meines literarischen Schaffens«, sagte Kroetz der in Hamburg erscheinenden Wochenzeitung »Die Zeit« über sein Theaterstück »Tänzerinnen + Drücker«, das am 1. Juni mit nur mäßigem Applaus in München uraufgeführt worden war. »Ich habe zwei Jahre daran geschrieben. Das packe ich nicht noch mal.« Von seinem letzten Gedichtband seien nur 490 Exemplare verkauft worden. Kroetz nannte sich selbst einen »depressiven, ausgebrannten Schriftsteller«.
Seine berufliche Zukunft sieht Kroetz als Regisseur. »Mit dem Schauspielen ist es ja auch vorbei. Das mache ich auch nicht mehr.« Nachdem er »Tänzerinnen + Drücker« in München inszeniert habe, gebe es schon neue Angebote. »Das passt auch für mein Alter. Es kommen so viele alte Leute in Theaterstücken vor, da schadet es nicht, wenn auch ein Alter Regie führt.«
Kroetz wehrt sich gegen die immer wieder geäußerte Kritik, seine Stücke suchten das Extreme und Zerstörerische. »Tabus sind dazu da, Menschen niederzumachen, kleinzuhalten. So ein Tabu zu erwischen, es explodieren zu lassen, darum geht es.« In dieser Frage sei er gnadenlos. »Da ginge ich ins Gefängnis dafür.«
Sich selber bezeichnet Kroetz als über die Maßen sparsam. So sei er immer noch damit beschäftigt, die Anzüge des Klatschreporters Baby Schimmerlos aufzutragen, jener Rolle, in der er als Hauptdarsteller in der überaus erfolgreichen ARD-Fernsehserie »Kir Royal« einem größeren Publikum bekannt geworden ist. Senta Berger war damals als Mona zu sehen. Kabarettist Dieter Hildebrandt spielte den Fotografen Herbie.

Artikel vom 08.06.2006