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Ostwestfalen macht
es Deutschland vor

Hans Peter Tipp, Sportredakteur beim WESTFALEN-BLATT.

Gerry Weber Open: Fest unter Freunden


Von Hans Peter Tipp
Die Welt zu Gast bei Freunden -Êdas Motto der Fußball-Weltmeisterschaft liegt zurzeit jederzeit und überall im Trend. Doch was neu ist für Deutschland, gilt in Ostwestfalen bei den Gerry Weber Open bereits zum 14. Mal.
Kein Tennisprofi, der die herzliche und angenehme Atmosphäre des einzigen - und nicht nur deshalb einzigartigen - Rasenturnieres lobt und schätzt. Als Wimbledon der kurzen Wege zählt Halle längst zu den beliebtesten Stationen im Turnierkalender.
Vom Hotel zum Centre Court ist es nur ein Katzensprung. Vom Frühstücksbüffet zu den Trainingsplätze genügt ein kurzer Fußmarsch. Von der Hauptmahlzeit zum Hauptereignis dauert es, wenn man will, noch nicht einmal eine Minute. Das sind die Vorzüge einer kompakten Veranstaltung, die die Weltbürger in kurzen Hosen gern in das Tennisdorf in Ostwestfalen zurückkehren lassen.
Der dreimalige Halle-Champion Roger Federer bezeichnet das Gerry Weber Stadion sogar als den Ort, »an dem alles anfing«. Hier hat er seinen ersten Rasentitel geholt und damit den Triumph in Wimbledon vorbereitet. Zwei Mal hat er dieses Kunststück inzwischen wiederholt. Alle in Halle würden es ihm gönnen, in diesem Jahr den vierten Rasen-Durchmarsch perfekt zu machen.
Heimvorteil Halle - das gilt für den Sportfreund Federer aus der Schweiz ebenso wie für die deutschen Topspieler. Nicolas Kiefer, Thomas Haas und auch Rainer Schüttler suchen geradezu jedes Jahr im Juni den Weg ins Ostwestfälische. Hier finden sie ideale Bedingungen vor, hier erfahren sie jene Anerkennung, die sich am liebsten überall wünschen würden. Meistens spielen sie dann auch im Gerry Weber Stadion ein bisschen erfolgreicher als anderswo.
Nachdem sie alle in den vergangenen Wochen ihre Hoffnungen vergeblich auf Sand gebaut hatten, wollen sie nun zeigen, dass der Rasen von Halle auch in diesem Jahr zur Wellnessoase für geschundene deutsche Tennis-Seelen werden kann.
Und die Zuschauer? Sie haben Spaß an den vielen Deutschen, an Federer und am Fußball - und werden deshalb auch in diesem Jahr nach Halle strömen, wo es alle WM-Spiele auf einer großen Leinwand zu sehen gibt.
Aber auch das kulinarische und kulturelle Programm ist 2006 weltmeisterschaftswürdig. Aber halt: Eine WM in Halle gibt es erst, wenn im Januar die Handballer kommen. Genießen wir dahin also zunächst Weltklassetennis auf Rasen - als Angelegenheit unter Freunden sozusagen.

Artikel vom 08.06.2006