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Der Johannisberg und die Schützen

Ereignisreiche Geschichte der »Heimat« der Bielefelder Schützengesellschaft


1233 kauft Graf Ludwig von Ravensberg von der Äbtissin Mathilde von Schildesche den Johannisberg. 1248 baut Graf Ludwig auf dem gegenüber liegenden Sparrenberg die Sparrenburg zur Kontrolle des Bielefelder Passes.
Im 15. und 16.Jahrhundert verpfänden die verschuldeten Herzöge von Jülich große Teile an die Familie von Greste. 1651 findet man im Lagebuch der Gresteschen Besitzungen verschiedene Flurnamen wie Fällenberg, Unterster Berg, Paschaberg und Rosenkamp.
Nach 1651 verkauft die Familie Greste den Paschaberg und den Rosenkamp an Joachim Willmann. Von diesem wird der Besitz durch die Stadt Bielefeld für 250 Taler übernommen. Am unteren Rand entstehen Gärten und die ersten Hausbauten.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstehen die ersten Parkanlagen am Fuße des Johannisberges. 1776: Der Erbpächter Ummelmann pachtet den Johannisberg als Schaf- und Ziegenweide. 1826 erwirbt der Bankier Meyer-Ruben aus Paderborn von der Stadt Bielefeld den Johannisberg. 1830 lässt Meyer-Ruben am Osthang ein Ausflugslokal errichten und verpachtet es an den Gastwirt Schütze. Dieses Gebäude wird später von der Schützengesellschaft als Wirtschaftsgebäude genutzt.
1831 ist das Gründungsjahr der Bielefelder Schützengesellschaft. Hierüber und auch das erste Schützenfest an anderer Stelle mehr. 1840 wird das Johannisberggelände mit einer Größe von 3 ha, 27 ar und 969 qm für 6005 Taler im Namen der Schützengesellschaft von Frau Bertelsmann und den Herren Rudolf, Gustav und Gottfried Delius, Johanning und Niemann erworben.
1841 fuhren auf 12 Leiterwagen Bielefelder Schützen und »Liedertäfler« zur feierlichen Schließung des Grundsteingewölbes für das Hermannsdenkmal nach Detmold. 1842 ist König Friedrich Wilhelm IV zu Besuch auf dem Johannisberg. Südhoffs »Führer durch Bielefeld und Umgebung« (um 1907) berichtet, dass Friedrich Wilhelm IV hier über das Schützenbataillon Parade abhielt.
1861 treffen sich Schützen, Vereine und Schützengesellschaften aus Westfalen und gründen auf dem Johannisberg den Westfälischen Schützenbund. Um 1870 entstanden die Parkanlagen des Johannisberges auf Initiative von Schützenmajor Modersohn.
Es wird eine offene und eine geschlossenen Festhalle errichtet, die 1895 dem neuen Schützenhaus weichen musste. Nicht nur bei Gesellschaftsveranstaltungen war der Johannisberg ein beliebter Veranstaltungs-und Tagungsort. 1881 feiert die Bielefelder Schützengesellschaft ihr 50-jähriges Bestehen. Das Jubiläumsjahr ist auch das Gründungsjahr des Unteroffizierskorps. 1895 wurde beim Frühlingsfest am 19. März das neue Schützenhaus eingeweiht.
1914 dient das Schützenhaus zunächst als Lazarett für gefangene, verwundete Belgier, Engländer und Franzosen. Anschließend wurden verwundete deutsche Soldaten untergebracht. 1926 stiftet das Unteroffizierskorps der Gesellschaft das Kontrollhäuschen. 1936 trat die Bielefelder Schützengesellschaft dem Reichsbund für Leibeserziehungen bei, was bei Kriegsende die Beschlagnahme des Gesellschaftsvermögens zur Folge hatte. Weitere Auswirkungen waren die Auflösung des Schützenausschusses und der Fortfall protokollarischer Niederschriften (Anwendung des Führerprinzips).
1944 wird das Schützenhaus bei Luftangriffen der Alliierten größtenteils zerstört. 1945 wurde die Gesellschaft von der Besatzungsmacht aufgelöst und das Vereinsvermögen bis 1948 beschlagnahmt. Als »Verschönerungsverein« getarnt, organisieren die Schützen die Trümmerräumung und die Pflege der Parkanlagen.
Die Protokolle beginnen erst wieder 1948 mit einem Schreiben des Verschönerungsvereins an Property Control der C.C.G betr. die Übernahme des Johannisber-ges in die Obhut des Verschönerungsvereins.
1949 erfolgt die Gründungsversammlung des Verschönerungsvereins Johannisberg e.V. Am 2. Juni trat aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem Verschönerungsverein und des Verschönerungsvereins Johannisberg e.V. der erstgenannte Verein alle Rechte und Pflichten aus dem Pachtvertrag mit dem Treuhänder der Schützengesellschaft an den Verschönerungsverein Johannisberg e.V. ab. Auf diesem Wege gelangte letztendlich die Schützengesellschaft wieder zu ihrem Vermögen.
1949 stellt Architekt Wedegärtner den Bauantrag zum provisorischen Teil-Wiederaufbau des Schützenhauses. 1950 kann in einem Provisorium das erste Nachkriegsschützenfest gefeiert werden.
Fortsetzung auf Seite 7

Artikel vom 08.06.2006