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Polen schaffen das Doppelte

Kaum deutsche Arbeitslose auf Spargel- und Erdbeerfeldern


Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Trotz hoher Arbeitslosigkeit in Deutschland werden bei der Spargel- und Erdbeerernte osteuropäische Saisonarbeiter bevorzugt. In der Stadt Bielefeld und im Kreis Gütersloh wurden bisher nur vier von 450 zur Verfügung stehenden deutschen Saisonkräfte vermittelt - drei davon als Fahrer oder Verkäufer.
Nur einer der vier arbeitet tatsächlich auf dem Spargelfeld, und das auch nur, weil sein Chef ein großes Herz hat. »Dem Vernehmen nach soll sein polnischer Kollege etwa das doppelte Pensum schaffen«, sagte Jörg Krause, Pressesprecher der Arbeitsagentur für die Stadt Bielefeld und den Kreis Gütersloh.
»Ich würde ja gerne deutsche Arbeitslose einsetzen, aber das hat nie funktioniert«, sagte Axel Hochstädter, Erdbeerproduzent aus Vilsendorf. Und das, obwohl die Arbeitsagentur 450 Kandidaten in ihrer Kartei führt.
66 Unternehmer, die Spargel oder Erdbeeren kultivieren und im vergangenen Jahr fünf und mehr Erntehelfer einstellten, gibt es in Bielefeld und im Kreis Gütersloh. Die Betriebe wurden bereits im Januar befragt, wieviele Saisonarbeiter sie wohl in diesem Jahr benötigen würden. »Man schätzte einen Bedarf an 960 Personen«, erklärt Wilhelm Aben, Fachlicher Leiter Arbeitgebermanagement bei der Agentur.
Nun gilt für die Jahre 2006 und 2007 die sogenannte Eckpunkte-Regelung, derzufolge 80 Prozent der Saisonarbeiter »ohne Arbeitsmarktprüfung« eingestellt werden dürfen. Das heißt, wenn beispielsweise Hochstädter einen Polen oder einen Rumänen einstellen möchte, weil er Gutes über dessen Arbeitsmoral gehört hat, darf er dies bei acht von zehn benötigten Kräften tun.
Woher aber nimmt der Spargel- oder Erdbeerproduzent die restlichen 20 Prozent? Aben kennt seine deutsche Klientel: »Die Arbeit ist schwer, die Arbeitszeiten gewöhnungsbedürftig, das Wetter macht Zicken, und der Lohn - gut fünf Euro - reißt keinen Hartz-IV-Empfänger vom Hocker. Nur vier Unternehmen aus Bielefeld hätten deutsche Saisonkräfte angefragt.

Artikel vom 29.05.2006