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Am Jahnplatz ist ein Neubaukomplex geplant

Stadtbibliothek und Löwen-Apotheke sollen weichen

Bielefeld (MiS). Ein auswärtiger Investor plant den Bau eines neuen Geschäftshauses mit Arztpraxen am Jahnplatz. Dafür sollen die Löwen-Apotheke und die Stadtbibliothek weichen. Nach den Plänen der Verwaltung könnte die Bibliothek in das ehemalige DPWV-Gebäude an der Alfred-Bozi-Straße einziehen.

Die Stadtbibliothek im ehemaligen Sparkassen-Gebäude zwischen Herforder und Wilhelmstraße ist marode. Die Sanierungskosten werden auf rund vier Millionen Euro geschätzt. Da kam Bielefelds Planungsdezernent Gregor Moss das Angebot eines auswärtigen Investors gerade recht, das Gebäude zu erwerben, abzureißen und ein neues Geschäfts- und Ärztehaus zu errichten. Der potenzielle Bauherr soll auch in Verhandlungen mit den Eigentümern des benachbarten Gebäudes stehen, in dem sich die traditionsreiche Löwen-Apotheke befindet. Auch dieses Haus soll abgerissen, die Fläche in die ehrgeizigen Neubaupläne einbezogen werden.
Bielefelds Kulturpolitikern wurden bereits Vorschläge für den Umzug der Stadtbibliothek in das DPWV-Haus an der Alfred-Bozi-Straße unterbreitet. Mit städtischer Unterstützung war es dem Wohlfahrtsverband gelungen, einen Käufer für die aus den 20er Jahren stammende Immobilie (früher: Pressegrossist Wehling) zu finden: den unmittelbaren Nachbarn, den Bauträger Borchard & Dietrich.
Das Unternehmen will das Gebäude komplett entkernen, dort eine moderne Bibliothek errichten. Das Büchermagazin könnte unterhalb des angrenzenden Ostwestfalendamms untergebracht werden. Die Stadt würde das Gebäude langfristig anmieten.
Die neuerlichen Planungen bergen noch einige Unsicherheiten in sich. Zunächst müssen sich Stadt und Investor über den Verkauf des bisherigen Bibliotheksgebäudes handelseinig werden. Ein Problem dabei: Bielefelds früherer Sparkassen-Vorstand Prof. Helmut Steiner lebt in einer von drei Wohnungen in dem Gebäude und soll ein dauerhaftes Wohnrecht besitzen. Zudem halten manche die alte Kassenhalle, jetzt Mittelpunkt der Bibliothek, für erhaltenswürdig.
Auch der ins Spiel gebrachte neue Standort für die Stadtbibliothek gilt nicht als unproblematisch. Zwar soll die Umzugsidee von den Kulturpolitikern begrüßt worden sein. Doch werfen Kritiker ein, dass die neue Bibliothek nur schlecht mit dem öffentlichen Personennahverher zu erreichen wäre. Der jetzige Standort ist unmittelbar an die Stadtbahn und die Busstation Jahnplatz angebunden. Vor dem alten DPWV-Haus gibt es nur eine Bushaltestelle.
Der zuständige Kulturdezernent Rainer Ludwig hält dagegen, dass auch auf dem Kesselbrink oder auf dem ehemaligen Droop-&-Rein-Gelände, ebenfalls schon einmal als Bibliotheksstandorte im Gespräch, die ÖPNV-Anbindung nicht besser, eher schlechter sei.

Artikel vom 29.05.2006