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Große Überraschung in Cannes

Goldene Palme für Ken Loach - auch deutsche Filme ausgezeichnet

Von Karin Zintz
Cannes (dpa). Der britische Regisseur Ken Loach ist überraschend mit der Goldenen Palme der 59. Internationalen Filmfestspiele in Cannes ausgezeichnet worden.

Der 59-Jährige, der seine Themen stets mit viel Sozialkritik und Mitgefühl angeht, erhielt den wichtigsten Preis des Festivals gestern Abend für das Kriegsdrama »The Wind That Shakes The Barley«, in dem er die historischen Ursprünge des Irland-Konfliktes als Bruderzwist schildert.
Der Große Preis der Jury ging an den Franzosen Bruno Dumont. Auch er hat in seinem Film »Flandres« (Flandern) den Krieg als Thema gewählt. Sein wortkarges Drama widmet sich aber eher der Verbindung zwischen Krieg und Männlichkeit und verbindet Mangel an Kommunikation mit Gewalt. Alejandro González Inárritu aus Mexiko erhielt den Regiepreis für »Babel«.
Der Spanier Pedro Almodovar, der mit »Volver« zu den Favoriten gezählt worden war, nahm die Auszeichnung für das beste Drehbuch entgegen. Seine »sechs sensationellen Frauen«, so Jury Präsident Wong Kar-Wai, freuten sich inklusive Penelope Cruz und Carmen Maura als Ensemble über den Preis für die beste Darstellerin. »Dieser Preis gehört Pedro, dem Meister, den ich so liebe«, schwärmte Cruz über den Regisseur.
Deutsche Filmemacher waren in diesem Jahr nur in den Nebenreihen nach Cannes geladen, heimsten dafür aber gleich etliche Ehrungen ein: Für seinen Spielfilm »Pingpong« erhielt Matthias Luthardt den Drehbuchpreis des Internationalen Kritiker-Woche. Auch die Kurzfilmer Stefan Müller (»Mr. Schwartz, Mr. Hazen & Mr. Horlocker) und Matthias Müller und Christoph Girardet (»Kristall«) konnten sich ihren jeweiligen Sektionen über Auszeichnungen freuen.
Die Ehrung für die beste männliche Schauspielleistung ging die vier jungen französischen Darsteller aus dem Kriegsdrama »Indigènes« (Days of Glory).
Der Wettbewerb sei eine »Wolke voller Wunder« gewesen, sagte der Jury-Vorsitzende Wong Kar-Wai aus China. Die Jury habe ein »sehr vielfältiges, sehr gutes« Programm gesehen. Zur Entscheidung für den Siegerfilm von Ken Loach sagte er: »Wir waren alle bewegt von diesem Film und unsere Entscheidung war einstimmig.«

Artikel vom 29.05.2006