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Aids-Angst nach Amoklauf

36 Verletzte in Berlin - Debatte um Sicherheit bei WM

Berlin (dpa). Nach dem blutigen Amoklauf von Berlin suchen die Ermittler weiter nach dem Motiv des Täters. Unterdessen ist die Zahl der Verletzten auf 36 gestiegen.

31 hätten Stich- und Schnittwunden erlitten, fünf seien von dem Jugendlichen geschlagen worden, sagte der Leiter der ermittelnden Mordkommission, Klaus Ruckschnat gestern Abend. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass der 16-Jährige zum Tatzeitpunkt unter Drogen gestanden habe. Aber der Schüler aus dem Problembezirk Neukölln sei sehr betrunken gewesen. Unter Alkoholeinfluss habe er bereits mehrfach aggressiv reagiert.
Der Jugendliche sitzt nach Erlass eines Haftbefehls in Untersuchungshaft. Ihm wird versuchter Mord in 24 Fällen und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Der Hauptschüler bestritt die Tat und verweigerte nach Polizeiangaben jede weitere Aussage.
Der Schüler hatte am späten Freitagabend am Rande der Feierlichkeiten zur Eröffnung des neuen Berliner Hauptbahnhofs wahllos auf Besucher eingestochen. Gestern schwebte zwar niemand mehr in Lebensgefahr. Allerdings bangen viele Betroffene weiter: Eines der ersten Opfer war mit dem Aids-Erreger HIV infiziert.
Mindestens 43 Betroffene, darunter auch Ersthelfer vom Tatort, haben mit einer vorsorglichen Medikamentenbehandlung gegen das Aids-Virus begonnen. Ärzte bezeichneten das Infektionsrisiko als gering, definitiv könne eine Ansteckung allerdings erst nach sechs Monaten ausgeschlossen werden.
Zwei Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft löste die Bluttat eine neue Debatte über die Sicherheit während der Spiele aus. Die Bundesregierung und die WM-Organisatoren halten das Sicherheitskonzept allerdings für ausreichend und warnten vor Panik. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte Eingangskontrollen auch bei größeren WM-Veranstaltungen auf öffentlichen Plätzen.
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Artikel vom 29.05.2006