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Zweitbester Deutscher hinter Voigt: Ludewigs Leidensfähigkeit lohnt sich


Mailand/Steinhagen (WB). Vier Stunden zuvor hat er sich noch im bitterkalten Regen den steilen Furkelpass emporgekämpft. Jetzt ist er nach dem deftigen Abendessen im Gasthof »Zur Post« mitten in der kleinen Pustertal-Gemeinde Sillian schon wieder zu Scherzen aufgelegt. Jörg Ludewig hat seinen ersten Auftritt beim Giro d'Italia sichtlich genossen - trotz der Quälerei über viele tausend Höhenmeter bei Hundewetter.
»Im Vergleich zur Tour de France ist hier alles ein, zwei Nummern kleiner. Aber das hat auch angenehme Seiten: Das Drum und Dran ist nicht so überdreht, es geht fast familiär zu«, sagt der Steinhagener im T-Mobile-Dress. »Und es macht unheimlich Spaß, das größte Rennen eines Landes zu bestreiten, in dem man sportlich jahrelang zu Hause war und dessen Sprache man spricht.«
Zumal sich der 30-Jährige nach viel Sturz- und Verletzungspech im Frühjahr von seiner besten Seite gezeigt hat: In den ersten zwei Wochen erfüllte er perfekt seine Helferdienste für Jan Ullrich & Co., schnupperte auf der zwölften Etappe in einer Ausreißergruppe sogar am Tagessieg. Und als die T-Mobile-Stars Rogers, Gonchar und Ullrich mit Blickrichtung Tour de France vorzeitig in den Mannschaftswagen stiegen, bewies der zähe Allrounder im Hochgebirge Kletterqualitäten. Als 42. (Freitag) und 33. (Samstag) war Ludewig jeweils Bester seines Teams, verbesserte Ludewig sich auf Gesamtrang 50 - zweitbester Deutscher hinter Ivan Bassos wertvollstem Adjutanten Jens Voigt. Am Gavia, dem 2618 m hohen »Dach« des Giro, hatte der Steinhagener zwar Probleme: »Am Anfang lief es bei mir nicht gut.« Aber dann bezwang der eiserne Wille auch das steilste Hindernis der Rundfahrt: »Im Anstieg zum Mortirolo habe ich eine gute Gruppe erwischt.«
Jedenfalls hat sich Ludewig mit seinen italienischen Wochen für die Verlängerung seines Ein-Jahres-Vertrages beim zahlungskräftigsten Pro-Tour-Team empfohlen. Er sieht zu Recht »gute Aussichten«, schon bald eine Einigung zu erzielen. Und wirbt mit seiner Leistung für die Mini-Chance, vielleicht doch als »Libero« nachzurücken, wenn der hochkarätige Tour-de-France-Kader Ausfälle beklagen müsste. Bei Jan Ullrich hat er jedenfalls einen Stein im Brett - Sympathie auf Gegenseitigkeit: »Jan bedankt sich für jede Handreichung während des Rennens und weiß auch die Kleinigkeiten zu schätzen - ein sehr angenehmer ÝChefÜ.«

Artikel vom 29.05.2006