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»Schmerzensschreie« auf
Rotkreuz - Trödelmarkt

Eindrucksvolle Demonstration der Rettungskette

Von Kendra Taktak
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Laute Schmerzensschreie hallen über den Flohmarkt: »Hilfe! Es tut so weh!« Die Besucher laufen am Kinderkarussell zusammen: Einer der Sitze liegt auf der Erde, ein Kind hält sich den gebrochenen Arm, ein Passant blutet stark aus einer Schnittwunde, eine Dame steht teilnahmslos daneben, blass vor Schock - was ist passiert?

Kein wirklicher Unfall, zum Glück: Es war lediglich eine Schauübung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), die beim Brackweder Rot-Kreuz-Tag für Aufsehen auf dem Trödelmarkt sorgte .»Hier können Sie zwar nichts kaufen, aber etwas mitnehmen für's Leben«, informierte Dr. Michael Korth, Leitender Arzt des DRK Bielefeld, die versammelte Menschenmenge. Er kommentierte die Vorführung, die den optimalen Ablauf der Rettungskette demonstrierte. Dr. Korth weißt hin, worauf es ankommt: »Das Ineinandergreifen der Kettenglieder muss funktionieren.«
Die ersten, die zum Einsatz kommen, sind die zivilen Ersthelfer vor Ort - gespielt werden sie von Werner Brosch und Birgit Tecke; wie die übrigen Mitwirkenden sind sie ehrenamtliche Helfer des DRK. Sie kümmern sich um die Verwundeten, holen Hilfe und setzen den Notruf ab.
Rasch sind die Sanitäter des DRK mit Decken bei den Verletzten, schienen den »gebrochenen« Arm von Monique Jeschar und versorgen die blutige »Schnittwunde« bei Michael Kopycki. Die Verletzungen der Mimen waren von der Schminkgruppe des Jugend-Rotkreuzes präpariert worden, die auch vielen Kindern auf dem Trödelmarkt lustige Masken gemalt hatten. Die Sanitäter erkennen außerdem die Schockanzeichen bei Michelle Weiß, die bisher teilnahmslos im Abseits gestanden hatte. Sie wird ihrem Zustand entsprechend mit hochgelegten Beinen gelagert.
Schließlich erreichen auch die Kräfte des Rettungsdienstes den Unfallort. Rasch verschafft sich Notarzt Dr. Daniel Lüdeling einen Überblick und veranlasst, dass Infusionen gelegt und Medikamente verabreicht werden - für die »geschockte« Michelle Weiß sind sogar EKG und Sauerstoff zur Hand. Anschließend bereitet die Besatzung den Transport vor.
»Die Vorführung soll die Bürger wachrütteln und Interesse für unsere Arbeit wecken«, erklärte Dr. Korth. Das »Drehbuch« zu der Schauübung hatte der Brackweder Bereitschaftsführer Detlev Mantwill entworfen. Ihm oblag auch die Koordination der Abläufe - »Bei der Übung haben wir alle Arbeitsschritte viel langsamer vorgeführt, als sie in einem Ernstfall von statten gehen«, bemerkte Mantwill.
Umfassend informiert verliefen sich die Zuschauer anschließend wieder auf dem Flohmarkt. Bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen, einem frisch Gezapftem vom Bierstand oder einem Imbiss aus der Gulasch-Kanone fanden die Besucher schnell wieder in die zum Glück heile Brackweder Welt zurück. »Weil es doch nicht allzu stark geregnet hat, sind die Besucher nicht ausgeblieben - die Betreiber unserer 214 Trödel-Stände sind zufrieden«, freute sich die Brackweder Geschäftsführerin des DRK, Edelgard Härter-Freese.

Artikel vom 29.05.2006