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Kinder begeistert
Literaturprojekt

Nachwuchs für das Lesen gewinnen

Von Sven Kienscherf
(Text und Foto)
Brackwede (WB). »Frau Falkenberg, was heißt noch mal Kuh auf englisch?«, fragt Yaren Altinas neugierig ihre Lehrerin Kathrin Falkenberg. Die Zweitklässlerin nimmt an dem dreitägigen Miniliteraturprojekt der Frölenbergschule teil, mit dem der Nachwuchs für das Lesen gewonnen werden soll.

»Die Kinder sind mit viel Spaß bei der Sache«, freut sich Falkenberg über die Anteilnahme ihrer Schützlinge. »Zudem sind sie begeistert von der fremden Sprache«. Die 22 Kinder haben in ihrem Unterricht ein englisches Bilderbuch über Tiere auf einer Farm gelesen, nun basteln sie mit Papier und Schere den Bauernhof und seine Bewohner nach.
An dem Miniliteraturprojekt beteiligen sich alle ersten und zweiten Klassen der Schule, die zu diesem Zweck nicht im Klassenverband, sondern in drei gemischten Gruppen lernen. »In jeder Gruppe wird ein anderes Buch gelesen«, erzählt die Pädagogin, »danach sollen die Kinder die Geschichten kreativ verarbeiten.« Jeweils zwei Stunden stehen den sechs- bis acht-jährigen an den drei Tagen zur Verfügung, in denen sie die Handlung der Bücher malen, basteln oder aufführen.
Letzteres steht in der Gruppe von Falkenberg als nächstes auf dem Stundenplan. Die Kinder sollen verschiedene Tiermasken ausschneiden und den Inhalt des Buches nachspielen. In dem versuchen die Farmtiere, den schlafenden Wachhund zu wecken. Von Müdigkeit sind die Schüler indes weit entfernt. Bevor sie sich nämlich als Nachwuchsschauspieler üben können, ziehen sie erst einmal lachend und tobend zum nächsten Programmpunkt des Tages: Die Kinderbuchautorin Margot Keppler liest aus ihrem Bilderbuch »Anfang und Ende reichen sich die Hände«. Mit dem Buch will Keppler den Kindern das Alphabet näher bringen. Es handelt sich also nicht um eine Vorlesung im klassischen Sinne, sondern um eine Mitmachaktion, bei der die kleinen Zuhörer sich aktiv beteiligen können.
»Ich möchte die Kinder spielerisch für Bücher interessieren«, erläutert Keppler ihr Konzept. Zu diesem Zweck hat sie in ihre Vorlesung kleine Unterbrechungen eingebaut, in denen die Schüler einzelne Buchstaben bestimmten Begriffen zuordnen sollen. Zum Beispiel mittels des Buchstaben »O« und einer orangenen Folie, die sich die Kinder vor die Augen halten können, um so die entsprechende Frucht zu erraten. »Meine Erfahrung ist, dass Kinder viel leichter lernen, wenn man alle ihre Sinne fordert«, meint Keppler. Gemeinsam mit Kathrin Falkenberg hofft die Autorin, die Kinder so zu künftigen Leseratten zu machen.
Dass die Schüler zu Hause vorgelesen bekommen oder selber schmökern, sei keinesfalls selbstverständlich, sagt Falkenberg. »Das ist eher die Ausnahme.« Deshalb sei es um so wichtiger, sie frühzeitig an das Lesen zu gewöhnen. »Denn Bücher bilden und machen neugierig auf die Welt«.

Artikel vom 29.05.2006