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Erst im Endspiel
war »Endstation«

Kroatien gewinnt World Team Cup

Düsseldorf (dpa). Die geplante Titelverteidigung ist für die deutschen Tennis-Herren buchstäblich ins Wasser gefallen. Im Dauerregen von Düsseldorf holte sich Kroatien mit einem 2:1-Sieg im Finale gegen Kiefer und Kollegen sechs Monate nach dem Triumph im Daviscup zum ersten Mal auch die Mannschafts-WM.

Obwohl sich der Traum vom fünften WM-Erfolg nicht erfüllte, war Team-Kapitän Patrik Kühnen mit seiner Verlegenheits-Formation beim World Team Cup mehr als zufrieden: »Es war eine tolle Woche. Ich bin stolz auf dieses Team; jeder hat seinen Beitrag geleistet. Hoffentlich können die Jungs die positive Energie mit nach Paris zu den French Open nehmen.«
Ein Sonderlob durften die Doppelspieler Alexander Waske und Michael Kohlmann mit auf die nächtliche Autofahrt nach Roland Garros nehmen. »Sie haben sich für den Daviscup empfohlen«, sagte der Bundestrainer nach dem vierten Sieg im vierten Turnier-Einsatz. Das wegen des heftigen Regens in zwei Etappen ausgetragene Match gegen Ivan Ljubicic/Ivo Karlovic beendeten sie im Eisstadion mit einem 7:6 (7:3), 6:3-Erfolg, nachdem die Partie auf der nassen Asche im Rochusclub im Tiebreak beim Stand von 2:0 unterbrochen worden war.
Der Doppel-Sieg bedeutete zwar nur noch den Ehrenpunkt, weil die beiden Einzel schon vorentscheidend verloren waren, aber für Waske/Kohlmann war er bares Geld wert. 22 000 Euro strichen sie als erfolgreichstes WM-Doppel ein. Weltmeister Kroatien kassierte 290 000 Euro; die unterlegen Deutschen noch 190 000 Euro.
Nicolas Kiefer konnte auch das nicht trösten: »Ich wollte zum dritten Mal gewinnen. Es hat nicht geklappt - schade eigentlich.« Beim 4:6, 4:6 gegen den Weltranglisten-Vierten Ljubicic verkaufte er sich so teuer wie möglich. Aber in den wichtigen Momenten machte sein Kontrahent alles besser.
Zum ersten Final-Einzel war zur Überraschung aller Waske anstelle des angeschlagenen Philipp Kohlschreiber angetreten. Erst eine halbe Stunde vor dem Match und nach der Absage von Mario Ancic hatte er von seinem Einsatz erfahren, was hinter den Kulissen den ersten Unmut im Team verursacht hatte, wie Waskes mürrische Reaktion nach dem Match gegen Karlovic zeigte. Der dritte Sieg im dritten Vergleich misslang ihm beim 6:7 (5:7), 4:6, weil der 208 Zentimeter große Tennis-Riese erstklassig servierte, 80 Prozent seiner ersten Aufschläge ins Feld brachte und elf Asse schlug.

Artikel vom 29.05.2006