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Grüner Laser
erlaubt neue
Therapieform

Franziskus-Urologie hat einziges Gerät

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Mit innovativer Lasertechnik zur schonenden Behandlung gutartiger Prostatavergrößerungen setzt das Bielefelder Franziskus Hospital nach eigenen Angaben Zeichen. Einer von bislang nur 18 Grünlicht-Lasern bundesweit steht in der Klinik für Urologie von Privatdozent Dr. Rolf Knobloch (41), der ersten in OWL.

Das in den USA entwickelte und gebaute Gerät, eine Investition von 100 000 Euro, ist nach Einschätzung von Knobloch ein wesentlicher Schritt zur schonenden, minimalinvasiven Entfernungen der gutartigen Vergrößerung der Postata. In einzelnen Fällen, kalkuliert der Klinikchef, könne sogar bei einem Prostatakarzinom eine Größenreduktion der Innendrüse vorgenommen worden.
Mit dem neuartigen Grünlicht-Laser, der von sofort an in der neu eingerichteten Klinik eingesetzt werden kann, arbeiten die Medizinier wie bei der bislang verbreiteten und bewährten »Gold Standard«-Methode durch die Harnröhre. Neu ist das hochenergetische Licht auf grüner Wellenlänge, mit dem der Laser sogar Metall schmelzen würde. Im roten Bereich, also in durchblutetem Gewebe, sorgt die vollständige Absorption der Lichtenergie im Blut des Gewebes zu einer Verdampfung desselben. Nur zwei Millimeter tief dringt der Laser in das Gewebe ein, das Prostatagewebe kann nahezu blutungsfrei entfernt werden.
Dadurch, erklärt Dr. von Knobloch, kann die Katheterzeit nach dem Eingriff auf einen Tag reduziert werden. Die Optimalzeit einer Behandlung liegt demnach bei drei bis vier Tagen Klinikaufenthalt. Wichtig für den Mediziner ist aber auch, dass dank blutungsfreier Arbeit erstmals die Behandlung von Hochrisikopatienten möglich wird, die insbesondere unter Anwendung blutgerinnungshemmender Medikamente stehen.
Im DRG-Fallpauschalenkatalog ist die neue Methode noch nicht enthalten. Dank frühzeitiger Anmeldung hat sie aber den Status Neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB) erhalten und wird im Budgetjahr 2006 individuell behandelt, berichtet Klinikgeschäftsführer Dr. Georg Rüter. Im ersten Jahr sollen bis zu 100 Behandlungen mit der Neuanschaffung vorgenommen werden. An den Kosten beteiligte sich maßgeblich die Katharina-Zinkann-Stiftung. Die technische Vorbereitung kostete die Klinik noch einmal 25 000 Euro. Rüter: »Mit 380 Volt und dem Höchstwert von 60 Ampère sprengt der Laser alle bisherigen Rahmen. Das entspricht einem 200 Meter Hochbaukran.«
Für Dr. Rolf von Knobloch, der nach einem einwöchigen Amerika-Aufenthalt von der Pfingstwoche an den Laser einsetzen will, ist die Abschaffung ein weiterer Baustein zur Optimierung der Klinik. Vor einem Jahr war der Chefarzt aus Marburg ans Klösterchen gekommen. Dort misst man der Urologie einen hohen Stellenwert bei. Die Klinik ist von 50 auf 65 Betten aufgestockt und in den dritten Stock umgezogen. Die Zahl der Oberärzte stieg auf drei, die der Assistenten auf sechs.
Rolf von Knobloch: »Wir haben ein wirklich tolles Team neu gebildet. Medizin und Pflege arbeiten optimal zusammen.« Mehr Arbeit kommt auf die Urologen des Krankenhauses künftig nicht nur zu, weil aktuell mehr Männer älter werden als je zuvor und damit die Zahl der Prostata-Erkrankungen zunimmt. Das Franziskus Hospital hat auch überregional einen hohen Stellenwert. Fast 50 Prozent der Patienten kommen aus der Region.

Artikel vom 20.05.2006