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Autos fahren tagsüber meist noch ohne Licht

ACE testet Verhalten der Bielefelder

Von Sven Kienscherf
(Text und Foto)
Brackwede (WB). »Lichtfahrer sind sichtbarer«, unter diesem Motto überprüften Mitarbeiter der Bielefelder Sektion des »Auto Club Europa« (ACE) jetzt, ob ein entsprechender Appell des Bundesverkehrsministers Wolfgang Tiefensee Anklang findet. Tiefensee hatte angeregt, auch tagsüber mit Abblendlicht zu fahren. Das Ergebnis in der Region fiel eher ernüchternd aus.

Von insgesamt 12 259 gezählten Fahrzeugen, fuhren nur 2375 mit eingeschaltetem Licht, das entspricht etwa 19 Prozent. Besonders niedrig war die Quote innerorts. »Hier fuhr nur jedes zehnte Auto mit eingeschalteten Scheinwerfern«, sagt ACE-Pressesprecher Christoph Birnstein. Auf Bundesstraßen hatten 20 Prozent der Autofahrer das Licht an, auf Autobahnen fühlte sich immerhin schon jeder dritte Fahrer mit Abblendlicht sicherer. Und das zurecht, wie eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen belegt. Die Behörde geht davon aus, dass durch die Einführung einer generellen Lichtpflicht die Zahl der jährlich rund zwei Millionen Verkehrsunfälle um circa drei Prozent gesenkt werden kann. Geradezu absurd findet es Birnstein da, wenn seitens einiger Autofahrer immer noch mit den vermeintlich höheren Unkosten, die bei eingeschalteten Scheinwerfern entstünden, argumentiert wird. »Kein Mensch kommt auf die Idee, auf elektrische Fensterheber, Klimaanlage oder einen beheizbaren Fahrersitz zu verzichten, weil es günstiger ist«, meint er. Und der ACE-Kreisvorsitzende Werner Ranly ergänzt: »Die Mehrkosten bei eingeschaltetem Licht sind ohnehin praktisch nicht messbar.« Die Minderung der Unfallfolgekosten für die Volkswirtschaft, laut ACE dagegen schon. Der Auto Club geht davon aus, dass diese um etwa 960 Millionen Euro gesenkt werden können. Birnstein ist besonders erstaunt darüber, dass selbst Linienbusse und Fahrschulautos ohne Beleuchtung unterwegs sind: »Gerade die sollten doch mit gutem Beispiel voran gehen.« Zumal er damit rechnet, dass es bis Ende des Jahres ohnehin eine bindende Verpflichtung geben wird, auch tagsüber mit Licht zu fahren. Zuletzt hatte Österreich ein entsprechendes Gesetz erlassen, in Skandinavien ist bereits seit den 70er Jahren das Tagesfahrlicht selbstverständlich. Hierzulande gilt ein Gebot bisher nur für Motorradfahrer. »Die Leute werden sich schon daran gewöhnen«, ist Birnstein optimistisch, schließlich seien von der Einführung der Gurtpflicht zunächst auch nicht alle begeistert gewesen. »Heute will wohl niemand mehr die Uhr zurückdrehen«, ist er überzeugt. Er selbst fährt bereits seit fünf Jahren permanent mit eingeschalteten Scheinwerfern und hofft, dass auch allen anderen bald »ein Licht aufgeht«.

Artikel vom 19.05.2006