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Keine Gastgeber-Geschenke

Deutsche Reiter gewinnen überlegen Nationenpreis

Aachen (dpa). Die deutschen Springreiter haben nach dem Vorjahres-Debakel beim CHIO in Aachen eine eindrucksvolle Revanche gefeiert und die Konkurrenz drei Monate vor der Weltmeisterschaft geschockt.

Das Gastgeber-Team gewann so überlegen den Nationenpreis, dass Schlussreiter Marcus Ehning (Borken) in beiden Runden nicht mehr antreten musste. Mit nur vier Strafpunkten siegte die Equipe von Bundestrainer Kurt Gravemeier vor den USA (8) und Großbritannien (11) und hat sich endgültig in die Rolle des großen WM-Favoriten geritten. »Das ist ein Traum«, jubelte der Coach.
Das Aufatmen war förmlich zu hören, nachdem sich das deutsche Team beim letztjährige CHIO mit dem vorletzten Platz blamiert hatte. »Das hat natürlich gewurmt«, sagte der Bundestrainer. Ludger Beerbaum (Riesenbeck) meinte nach dem Erfolg im strömenden Regen fröhlich grinsend: »Gerade nach dem letzten Jahr sind wir natürlich sehr zufrieden.«
Bereits in der ersten von zwei schweren Runden demonstrierten die Gastgeber vor fast 40 000 Zuschauern Stärke und setzten die Konkurrenz unter Druck. Beerbaum mit L'Espoir, Christian Ahlmann (Marl) mit Cöster und Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit Shutterfly ritten makellos und blieben ohne Abwurf. So durfte Ehning auf dem Trainingsplatz das erste Mal wieder absteigen - genau wie in der zweiten Runde.
»Es ist schon praktisch, wenn man gar nicht reiten muss. Ich konnte das Ergebnis ja nicht verbessern«, kommentierte Ehning seine Doppel-Pause. »Was die anderen drei gezeigt haben, sah sehr, sehr souverän aus.« Es war nach dem Erfolg von La Baule vor zwei Wochen bereits der zweite Sieg bei einem Super-League-Turnier.
Besonders glücklich war Ludger Beerbaum. Der viermalige Olympiasieger wagte erneut den Einsatz von L'Espoir, der im Vorjahr 13 Strafpunkte gesammelt hatte. Dieses Mal leistete die große Nachwuchshoffnung sich nur einen Abwurf. »Er hatte viel Respekt«, sagte Beerbaum über seinen zehnjährigen Wallach und beschrieb damit vor allem die Probleme am Wassergraben. »Es hat gedauert, aber jetzt ist er ein Super-Wasserspringer.«
Noch besser machten es Christian Ahlmann und Meredith Michaels-Beerbaum, die in beiden Runden ohne Fehler blieben. »Die Pferde sind in Super-Form, das kann man sehen«, sagte Ahlmann, der Doppel-Europameister von 2003. »Das war super«, schwärmte Michaels-Beerbaum, die am Sonntag im Großen Preis ihren Titel verteidigen will.

Artikel vom 20.05.2006