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112 Betten für
die Fußball-WM

Kliniken müssen Verletzte aufnehmen

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Während der Fußball-WM vom 9. Juni bis zum 9. Juli stehen alle Bielefelder Krankenhäuser in Alarmbereitschaft. Passiert anlässlich eines Fußballspiels ein Unglück mit hunderten oder gar tausenden Verletzten, müssen die hiesigen Kliniken binnen vier Stunden bis zu 112 Krankenbetten zur Verfügung stellen.

»Wenn es während der WM zu einem Massenunfall kommt, kann in Bielefeld Krankenhausalarm ausgelöst werden«, verweist Dr. Peter Schmid, stellvertretender Leiter des städtischen Gesundheitsamtes, auf einen Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums. Demnach haben alle hiesigen Kliniken spätestens zwei Stunden vor einer Weltmeisterschaftsbegegnung der Leitstelle der Berufsfeuerwehr ihre freie Bettenzahl zu melden. Die Blauröcke geben die freie Kapazität an die Detmolder Bezirksregierung weiter, diese wiederum informiert den Krisenstab des Landes.
Die WM-Spielorte in NRW (Köln, Dortmund und Gelsenkirchen) liegen nicht unbedingt in direkter Nähe zur Leineweberstadt. Sollte es aber zu einem Großunglück kommen, kann jedes freie Krankenhausbett zwischen Weser und Rhein gebraucht werden. »Wir reden hier über ein Szenario, bei dem vierstellige Patientenzahlen zu erwarten sind«, sagt Dr. Hans-Peter Milz, Leiter des ärztlichen Rettungsdienstes in Bielefeld. »Bricht im Kölner Fußballstadion die Südtribüne zusammen, sind alle Bielefelder Kliniken mit im Boot.«
Entsprechend gibt es klare Vorgaben für den Fall des größten anzunehmenden Unfalls. Wird Krankenhausalarm ausgelöst, müssen hier zwei Stunden später zwei Prozent aller 2740 Bielefelder Klinikbetten zur Aufnahme von Verletzten zur Verfügung stehen. Nach vier Stunden kommen weitere zwei Prozent Bettenkapazität hinzu - insgesamt sind es dann 112 Betten. Milz: »Die Kapazitäten der einzelnen Kliniken werden ganz detailliert abgefragt.«
Wenn die Opfer eines WM-Unglücks mit Rettungshubschraubern eingeflogen oder im Rettungswagenkonvoi über die Autobahn gebracht werden, sollen sie von Beginn an möglichst optimal versorgt werden. So sind urologische Fälle für das Johannes-Krankenhaus und das Klösterchen vorgesehen, Patienten mit Kopfverletzungen kommen nach Gilead.
Gesteuert wird das alles in Bielefeld von einem Koordinationsausschuss, dem neben einem hochrangigen Vertreter der Berufsfeuerwehr ein leitender Notarzt sowie Vertreter der Krankenhäuser angehören.

Artikel vom 13.05.2006