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»Sie gehen für
die Bielefelder
durchs Feuer«

100 Jahre Löschabteilung Sieker

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Stilvoll hat die Löschabteilung Sieker ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. »Sie gehen für uns durchs Feuer«, sagte beim Festakt im »Lessinghaus« Bürgermeister Horst Grube zum Lob der Freiwilligen Feuerwehrleute.

Gewiss 100 Gäste anderer Wehren aus dem Bezirk Ost, Lokalpolitiker und Vertreter der Polizei hoben gemeinsam mit den 25 Aktiven, den zehn Kameraden der Altersabteilung und den Vieren, die gleichzeitig Dienst bei der Berufsfeuerwehr tun, ein Gläschen Sekt. Sie alle stießen am Samstag auf ein Jahrhundert im Dienste am Bürger an, der ruhig schlafen kann, weil die Sieker Wehr wacht.
Ein wirklich erholsamer Schlaf: »Unser Jubiläumsjahr ist das ruhigste seit mindestens 30 Jahren«, berichtete Löschabteilungsführer Dieter Hagemeyer. »Bis Ende April mussten wir bloß zu drei kleineren Einsätzen ausrücken - im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatten wir bereits 34 Einsätze.« Hagemeyer führt diese erfreuliche Entwicklung auf gestiegenes Verantwortungsbewusstsein der Bürger zurück. »Andererseits manifestiert sich darin auch die hohe Qualität unserer Maßnahmen zum vorbeugenden Brandschutz.«
Normalerweise wird die Löschabteilung Sieker 50- bis 60-mal im Jahr gefordert, aber nicht immer brennt es. Die Blauröcke erfüllen vielfältige Aufgaben, darunter Hilfsmaßnahmen bei Verkehrsunfällen, Einsätze in Not- und Katastrophengebieten sowie Sicherung und Bergung von Gefahrgut, wie Horst Grube hervorhob. Bielefelds Bürgermeister, selbst Siekeraner, überbrachte die besten Wünsche der Stadt, pries Mut und Nervenstärke der Kameraden und würdigte die Löschabteilung als eine Institution, in der Werte wie Solidarität und Dienst am Nächsten tatkräftig gelebt werden.
»Was Sie seit 100 Jahren leisten, ist Hilfsbereitschaft in bester Ausprägung«, sagte Grube. Er dankte Ehefrauen und Lebenspartnerinnen der Wehrleute und kündigte an, die Stadt werde - ungeachtet leerer Kassen - die Löschabteilung Sieker weiterhin unterstützen.
Bevor der stellvertretende Löschabteilungsführer Kay-Uwe Wipper die Gäste durch die bewegte Historie der Wehr führte, beglückwünschte Amtsleiter Gerd Wörmann die Kameraden - auch (unter allgemeinem Applaus) zur beeindruckenden Festschrift, »die von einer Qualität ist, wie ich sie bisher bei vergleichbaren Anlässen noch nie gesehen habe.«
Wörmann skizzierte den Aufstieg der Löschabteilung aus ländlich-bescheidenen Anfängen zur unverzichtbar in die städtische Brand- und Gefahrenabwehr eingebundenen Siekeraner, ohne heikle Punkte auszusparen: »Beunruhigt beobachten wir die gefährliche Diskussion, die Feuerwehr dem Kommando der Polizei zu unterstellen - damit haben wir bereits in der NS-Zeit schlechte Erfahrungen gemacht.«
Wörmann kündigte den Jubilaren ein Geldgeschenk an und überreichte eine von NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) unterschriebene Ehrenurkunde. »Ich glaube, das 1962 bezogene Gerätehaus am Lipper Hellweg bedürfte dringend des Ersatzes«, sagte der Berufsfeuerwehrmann an die Adresse der Stadt Bielefeld.
Eine angenehme Pflicht erfüllte der noch 163 Tage amtierende Löschabteilungsführer am Samstagabend: Brandinspektor Dieter Hagemeyer eröffnete die große Geburtstagsparty der 1906 von Hauptmann Reinhard Meier zur Sieker gegründeten Wehr in der Gaststätte »Sieker Mitte«. Die Kameraden und ihre Lieben feierten, tanzten und schwelgten dort in Buffet-Genüssen - wohlverdienter Ausgleich zum anstrengenden Dienst an der Allgemeinheit.

Artikel vom 01.05.2006