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Von Pharmafirma
Geld kassiert

Sechs Ärzte geben Fehlverhalten zu

Von Ernst-Wilhelm Pape
Düsseldorf/Ulm (WB). Sechs von sieben unter Verdacht stehende Kassenärzte aus Nordrhein-Westfalen haben eingeräumt, gehen die Berufsordnung verstoßen zu haben.

Sie gaben gegenüber der Ärztekammer Nordrhein zu, Umsatzprovisionen vom Pharmakonzern Ratiopharm (Ulm) erhalten zu haben. Der Vorstand der Ärztekammer hat bereits beschlossen, berufsrechtliche Schritte gegen die Mediziner aus Kerpen einzuleiten und Bußgelder zu verhängen. Dem Berufsgericht für Heilberufe soll es überlassen bleiben, die Höhe einer angemessenen Geldbuße festzulegen, sagte Kammersprecher Horst Schumacher dieser Zeitung. Angeregt wurde, dass die Geldbuße mindestens 5000 Euro betragen müsse.
Während der Vorstandssitzung am 3. Mai werde sich der Vorstand ferner mit der strafrechtlichen Würdigung des Falles befassen, sagte Schumacher. Nachdem die Staatsanwaltschaft Ulm die Ermittlungen in Sachen Ratiopharm auf Anweisung der Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart wieder aufgenommen habe, habe sich eine neue Situation ergeben.
Nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwaltes Dr. Wolfgang Zieher gebe es den Anfangsverdacht, dass Kassenärzte Betrugs- und Untreuehandlungen zum Nachteil von Krankenkassen begangen hätten. Bei Verantwortlichen der Firma Ratiopharm bestehe der Verdacht der Anstiftung oder der Beihilfe zu einer Straftat.
Die Hinweise auf Zahlung von Umsatzprovisionen hätten sich auf einem mehrseitigen internen Schriftverkehr von Ratiopharm-Außendienstmitarbeitern ergeben, sagte Kammersprecher Schumacher. Die Ärzte sollen fünf Prozent vom Umsatz erhalten haben, wenn sie verstärkt Ratiopharm-Produkte verordneten.
Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) lässt bereits alle abgerechneten Medikamentenverordnungen der 120 000 Haus-und Fachärzte in Deutschland aus dem Jahr 2005 überprüfen. Es gebe Hinweise, dass Ratiopharm durch Sonderzahlungen das Verordnungsverhalten beeinflusst habe. Die Ergebnisse würden der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, sagte Kassensprecher Klaus-Hubert Fugger.

Artikel vom 26.04.2006