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Ende - oder noch Wende?

Während der SC Verl schwächelt, spielt Borussia II immer stärker

Verl (cas). Als am Sonntag gegen 16.50 Uhr der SC Verl zwei weitere wichtige Zähler eingebüßt hatte und viele Köpfe ganz tief hingen, herrschte nur 20 Kilometer entfernt von der Poststraße prächtige Party-Stimmung. »Kompliment an meine Jungs. Sie haben heute sehenswerten Einbahnstraßen-Fußball gezeigt«, lobte Borussia Dortmunds Trainer Theo Schneider auf der Bielefelder Rußheide seine siegreichen Schützlinge.

Als Theos wieder überzeugende Truppe vom Ausrutscher des einzigen Titel-Mitkonkkurrenten erfuhr, brach in der Borussia-Kabine noch einmal Jubel aus. Denn der 28. Spieltag könnte bereits eine Vorentscheidung gebracht haben: Gewinnt Dortmund auch am Mittwoch das Nachholspiel gegen Schermbeck (wer zweifelt schon daran?), läge zwischen den Bierstädtern und den Ostwestfalen dann eine Fünf-Punkte-Kluft. Rechnet man noch das gute Torverhältnis des Spitzenreiters hinzu (plus 10 gegenüber Verl), dann trennen eigentlich schon zwei Siege das Oberliga-Führungsduo.
Die bange Frage der SCV-Fans nach dem dürftigen Remis gegen Emsdetten: »War das schon das Ende - oder kommt doch noch die Wende?« Fakt ist: Der SCV hat nach der Winterpause zu viele Federn gelassen. Aus elf Partien holte Verl nur 17 Punkte und kann dabei von Glück reden, dass anfangs der Rückrunde auch Borussia II schwächelte. Sonst wäre der Abstand jetzt noch größer.
Zum Vergleich: Der SV Lippstadt, der sich am kommenden Sonntag auf den Besuch des SCV freut, hamsterte in den letzten zehn Begegnungen 20 Zähler zusammen und steht nun erstmals seit Oktober 2005 nicht mehr auf einem Abstiegsplatz. Nicht zuletzt das Verdienst des zu vorzeitig abgeschriebenen Ex-Verlers Ulf Raschke, der in der Torjägerliste immer höher klettert: Elf Treffer erzielte der »Uuuuulf« schon.
Die Torquote seines früheren Vereins kann sich ebenfalls sehen lassen, dafür jedoch schlug es in den vergangenen Wochen zu oft ein im Verler Gehäuse. »Wir kassieren zu viele Gegentore«, moniert Trainer Mario Ermisch. In den letzten vier Spielen immer mindestens zwei, in Lotte sogar drei. Bei Kontern des Gegners flatterte vor allem die Innenverteidigung, die fast immer einen Klops drauf hat. Josef Cinar und Orhan Özkara standen zuletzt nicht zu Unrecht im Fokus der Kritiker.
Emsdettens sprintstarker Wirbelwind Philipp Böwing-Schmalenbrock, einer der besten Oberliga-Kicker überhaupt, nutzte die Verler Abwehrschwächen eiskalt aus, lief dem staksigen Cinar wiederholt weg. Dabei war »Bösch« so schnell, dass er nicht nur einmal ins Abseits brauste. »Aber mindestens zwei Mal ging die Fahne des Linienrichters zu schnell hoch«, beanstandete SVE-Trainer Robert Borgelt später.
Man darf gespannt sein, wie der womöglich moralisch angeknackste SC Verl den jüngsten Rückschlag verkraftet hat. Sollte die trudelnde Truppe auch am Lippstädter Waldschlösschen stolpern, wird das erhoffte »Endspiel« gegen Borussia II am 7. Mai nur noch ein ganz stinknormales Oberliga-Spiel sein. Das wäre bitter.

Artikel vom 25.04.2006