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Mutter Paulines Gespür für bittere Not

Schwestern der Christlichen Liebe gedenken ihrer Ordensgründerin zum 125. Todestag

Von Gerd Vieler (Text und Fotos)
Paderborn (WV). Mit einer Feier im Mutterhaus an der Warburger Straße begehen die Schwestern der Christlichen Liebe am Donnerstag, 27. April, den 125. Todestag ihrer Gründerin Pauline von Mallinckrodt.

Die Feier beginnt um 18 Uhr in der Hauskapelle. Anschließend ist eine Prozession zum Grab der Seligen Mutter Pauline in der Konradis-Kapelle im Garten des Klosters vorgesehen. Danach laden die Schwestern ihre Gäste zu einem kleinen Imbiss ein. Am Sonntag, 30. April, dem Fest der seligen Pauline von Mallinckrodt, feiert Weihbischof Matthias König um 16.45 Uhr aus Anlass des Jubiläums eine Vesper im Dom. Auch in einer Seitenkapelle der Kathedrale wird eine Reliquie der Ordensgründerin aufbewahrt.
Geboren 1817 in Minden, verlebt Pauline ihre Kindheit in Aachen, dort wohnt die Familie seit 1824. Im Alter von 22 Jahren kommt sie nach Paderborn, wo sie ihr weiteres Leben verbringen sollte.
Mit wacher Aufmerksamkeit nimmt sie die soziale Not wahr, die durch die Industrialisierung immer größere Ausmaße annimmt. Schon früh besitzt sie eine große Sensibilität, ein tiefes Mitempfinden mit allen, die sich in materieller oder auch geistig-seelischer Not befinden. Sie schließt sich einem Frauenverein zur »Pflege armer Kranker in ihren Häusern« an und übernimmt die Organisation von freiwilligen Nachtwachen und Armenspeisungen. 1840 eröffnet sie eine »Kleinkinder-Bewahrschule« als Tagesheimstätte, in die sie bald auch die ersten blinden Kinder aufnimmt. Damit ist der Grundstein für ihr privates Blindeninstitut - seit 1847 »Provinzial-Blindenanstalt« - gelegt.
Pauline von Mallinckrodt gilt als die Begründerin der Blindenbildung in Westfalen. Da sie die blinden Kinder nicht im Stich lassen will, kann sie ihren seit längerem gehegten Wunsch, in einer Ordensgemeinschaft zu leben, zunächst nicht verwirklichen. Nach reiflicher Überlegung und vielen Beratungen gründet sie schließlich am 21. August 1849 eine eigene Gemeinschaft, die »Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe«.
Neben der Erziehung und dem Unterricht der Blinden setzen sich die Schwestern in der Folgezeit vor allem in der damals vernachlässigten Mädchenbildung ein. Mutter Pauline, wie sie seit der Ordensgründung heißt, erlebt die Blütezeit ihres Ordens - nach etwa 20 Jahren gibt es 245 Schwestern in 32 Wirkungsbereichen -, aber auch herbe Rückschläge. Zur Zeit des »Kulturkampfes« in Preußen müssen die Schwestern jede Unterrichts- und Erziehungstätigkeit aufgeben. Die dadurch bedingte Arbeitslosigkeit der Schwestern führt letztlich zur Ausbreitung der Kongregation in Nord- und Südamerika. Einige Monate vor ihrem Tod kann Mutter Pauline in das noch immer enteignete Mutterhaus zurückkehren, wo sie am 30. April 1881 nach kurzer Krankheit stirbt.
Am 14. April 1985 wird sie in Rom selig gesprochen. Es war die erste Seligsprechung einer Person im Erzbistum Paderborn.
Zu ihren Andenken haben die Schwestern in ihrem Kloster ein kleines Museum eingerichtet, das das Leben Paulines nachzeichnet. Dort sind auch ihre Schlafkammer mit einem direkten Fenster zur Hauskapelle und ein Wohnzimmer aus der Zeit Paulines sowie einige Stücke aus ihrem persönlichen Besitz zu sehen. Besucher erfahren dort auch etwas über die Geschichte der von ihr gegründeten Kongregation von den Anfängen bis heute.
Die Schwestern der Christlichen Liebe wirken heute außer in Deutschland und Italien auch in Nord- und Südamerika sowie auf den Philippinen. Im Erzbistum Paderborn leben und arbeiten 155 Schwestern. Sie übernehmen Aufgaben in der Erziehung und Bildung junger Menschen, im Dienst an behinderten Menschen, in der Betreuung von alten und kranken Menschen, in der Seelsorge und der religiösen Bildungsarbeit.
In Planung ist der Bau eines Altenheims mit 60 Plätzen in Paderborn. Weltweit sind zurzeit 664 Schwestern der Gemeinschaft tätig.

Artikel vom 25.04.2006