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Beckenbauer
soll schweigen

WM: Differenzen mit der FIFA

Hamburg (dpa). Rund sieben Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft haben Auseinandersetzungen um die Gestaltung der Eröffnungsfeier am 9. Juni in München das Verhältnis zwischen dem Weltverband FIFA und dem deutschen Organisationskomitee (OK) weiter schwer belastet.

Danach möchte die FIFA einen Redeauftritt von OK-Chef Franz Beckenbauer verhindern und damit die Bühne ganz frei machen für Weltverbands-Präsident Joseph Blatter. Ein Schaubild der halbstündigen Feier vor dem Eröffnungsspiel Deutschland - Costa Rica soll wie vom Gastgeber vorgeschlagen nicht »Germany 2006«, sondern »FIFA 2006« heißen.
Dieser Streit um das Protokoll wirft die Frage nach dem grundsätzlichen Verhältnis zwischen FIFA und deutschem OK neu auf und berührt zugleich die nicht unproblematischen Beziehungen zwischen Blatter und Beckenbauer. Seit der Vergabe der WM im Juli 2000 an Deutschland, die Blatter lieber in Südafrika gesehen hätte, war es immer wieder zu Spannungen zwischen der FIFA und dem OK gekommen. Im Streit um die Organisation des Kartenverkaufs hatte Beckenbauer gar öffentlich mit Rücktritt gedroht.
Zwar versuchten FIFA und OK am Wochenende ihre jüngsten Differenzen herunterzuspielen. Doch haben sich die Informationen des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel« bestätigt, wonach es am vergangenen Donnerstag zwischen Verantwortlichen beider Organisationen »zu einem massiven Streit über die Rednerliste gekommen« sei. Die FIFA möchte ihrem Chef, vor einem erwarteten TV- Publikum von einer Milliarde weltweit, einen achtminütigen Auftritt einräumen. Das deutsche Aushängeschild Beckenbauer soll, im Gegensatz zu den Auftritten der OK-Chefs bei vorangegangenen WM-Turnieren, schweigen. Nicht zur Disposition steht Bundespräsident Horst Köhler, der wie seit Monaten geplant die Fußball-Weltmeisterschaft offiziell eröffnen wird.
Die FIFA will sich zu Einzelheiten des Protokolls nicht äußern, Details der Feier seien geheim. Beckenbauer wollte sich »nicht aufregen«, seinen Zorn über die FIFA reagierte er in Kenntnis der jüngsten Querelen bei dem am Freitag in Hamburg aufgenommenen ARD-Talk »Beckmann« ab, die heute ab 22.45 Uhr ausgestrahlt wird.
Die ständigen »Nörgeleien« am WM-Ticketsystem bezeichnete der OK-Chef als »ständige Störfeuer, die mich wütend machen«. Die kurzfristige Absage der in Berlin geplanten Eröffnungs-Gala durch Blatter nannte Beckenbauer eine »Blamage. Man hat uns die Ursprungsidee aus der Hand genommen. Wäre Deutschland verantwortlich geblieben, hätte es die WM-Gala gegeben.«

Artikel vom 24.04.2006