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»Auch im Alter soziale Aufgabe übernehmen«

Josef Stiewe im Paderborner Caritas-Besuchsdienst aktiv - Neuer Kursus beginnt am 27. April

Paderborn (WV). Menschen mit Demenz brauchen ständige Begleitung. Um die pflegenden Angehörigen zu entlasten, vermittelt ein Besuchsdienst des Caritas-Verbandes Paderborn Ehrenamtliche in die betroffenen Familien. Auf diese Aufgabe werden die freiwilligen Helfer in einer speziellen Qualifikation vorbereitet.
Josef Stiewe kommt gerade von dem älteren, schwerkranken Mann, zu dem er zwei Mal in der Woche geht. Dieser Besuch fand außer der Reihe statt. Die Ehefrau des Kranken brauchte unbedingt ein, zwei Stunden Freizeit, um Einkäufe zu erledigen. Ohne Josef Stiewe wäre das nicht möglich gewesen.
Zwei an Altersdemenz erkrankte Menschen aus dem Kreis Paderborn besucht Josef Stiewe regelmäßig, etwas sieben Besuchsdienste sind das im Monat. Diese ehrenamtliche Aufgabe ist nicht neu für den heute 68-Jährigen. Schon vor seiner Pensionierung ist er in ein Altenheim gegangen, um dort regelmäßig Bewohner zu treffen. Dennoch hat er an einem Kursus des Caritas-Verbandes Paderborn teilgenommen, um sich auf die Arbeit mit demenzkranken Menschen in Familien vorzubereiten. »Ohne diese Qualifizierung hätte ich mir das nicht zugetraut«, sagt er.
Die Fortbildung vermittelt einen tiefen Einblick in die Krankheit Demenz, die immer mehr ältere Menschen betrifft. Fachleute informieren über Ursachen, Wirkungsweise und den Umgang mit Menschen, die an Demenz leiden. Ein Praktikum ergänzt die Kursabende. Josef Stiewe besuchte das Tagespflegehaus St. Kilian in Paderborn. »Dort habe ich ganz deutlich gemerkt, wie wichtig es ist, auf diese Menschen zuzugehen«, erinnert er sich.
Die Qualifizierung endete vor etwa einem Jahr. Seitdem wird Josef Stiewe über den Caritas-Verband Paderborn in Familien vermittelt, die einen demenzkranken Angehörigen pflegen. Seine Ansprechpartnerin bei der Caritas ist die Sozialarbeiterin Lydia Willemsen. Sie vermittelt nicht nur die ehrenamtlichen Helfer, sondern steht im Hintergrund immer bereit und begleitet sie bei ihren Einsätzen. Die Ehrenamtlichen selbst müssen ein wenig Zeit und die Bereitschaft mitbringen, mit einer gewissen Regelmäßigkeit den Besuchsdienst zu übernehmen.
»Man lernt, dass hinter jedem Menschen, selbst wenn er sich nicht mehr artikulieren kann, ein langes Leben und eine individuelle Biographie stehen«, sagt Josef Stiewe. Diese Erfahrung ist ihm am wichtigsten. Schade findet er, dass sich so wenige Senioren für diese Aufgabe interessieren. »Auch in diesem Alter sollte man soziale Verpflichtungen für andere übernehmen«, glaubt er. Das gelte vor allem für Männer. Es sind fast ausschließlich Frauen, die an der Qualifizierung und den Besuchsdiensten teilnehmen.
Am 27. April beginnt ein neuer Kursus (acht Vormittage) beim Caritas-Verband Paderborn, der auf den ehrenamtlichen Besuchsdienst vorbereitet. Information erteilt Lydia Willemsen (Ruf 05251/ 122133 oder E-Mail: willemsen@caritas-pb.de).

Artikel vom 25.04.2006