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Auch ein Uhu braucht Hilfe
Für den Vogel wird schon viel getan, aber er ist immer noch gefährdet
Der Uhu ist ein schöner Vogel. Und er ist der »König der Nacht«, wenn er sich auf seine großen Schwingen macht. Nur leider, da hat sich unser Benjamin informiert, sind die Uhs auch ziemlich gefährdet.
Mit besorgter Miene blickt Lutz Dalbeck durch das Fernglas hinüber zum Strommast, der einsam über dem schroff abfallenden Felsen thront. Im Prinzip das dort ein ideales Brutrevier für den Uhu. »Letztes Jahr lagen zwei Uhus tot unter dem Mast - eine Schande«, sagt der Uhu-Experte von der Biologischen Station Kreis Düren in Nideggen. Früher waren Jäger für den Uhu die größte Bedrohung. Heute sind es Strommasten, Verkehr und Freizeitsportler.
In der Eifel lebt die dichteste Uhu-Bevölkerung Deutschlands. In den 60er Jahren war die größte europäische Eulenart in Mitteleuropa fast ausgerottet. Jahrhundertelang hatte der Mensch dem großen Vogel nachgestellt, weil er glaubte, dass es sich um einen Wilddieb handelte. Heute leben in Deutschland wieder 1000 Brutpaare. Im Eifelraum zwischen Köln und Trier sind es 100. Das ist bundesweit der größte regionale Bestand - ein Verdienst der Europäischen Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen in dem Eifelörtchen Heimbach. Seit mehr als 30 Jahren arbeiten die Uhu-Freunde an der Rettung des großen Vogels.
»Wir haben pro Jahr bis zu 250 Uhus freigelassen«, erzählt Geschäftsführer Wilhelm Bergerhausen. Die Uhu-Freunde trainierten den Nachwuchs aus Zoos oder Tierparks so, dass er in freier Wildbahn überleben kann. Dort sollen die Tiere sich ungestört vermehren können. Deshalb setzt sich die Gesellschaft dafür ein, dass Felsenlandschaften für Kletterer gesperrt werden. Diese Sportler haben nämlich bisweilen die Tierwelt gestört. Der Erfolg hat sich eingestellt. In diesem Frühjahr haben sich die Eifel-Uhus stärker vermehrt als je zuvor: 80 Paare haben 197 Junge aufgezogen.
Unter einem Felsen auf dem alten Steinbruchgelände hat Lutz Dalbeck frischen Uhu-Kot entdeckt. »Er war heute Nacht hier«, sagt er. Trotz einer Flügel-Spannweite von imposanten 1,80 Meter ist der Uhu ein gewandter, lautloser Jäger. Jungfuchs, Ratten und Mäuse gehören zu seinen Beutetieren. »Der Uhu fliegt geräuschlos heran, seine Beute hat kaum eine Chance«, sagt Dalbeck.
Weil sich die deutschen Bestände so gut erholen, hatte der Naturschutzbund (NABU) den Uhu zum Vogel des Jahres 2005 gewählt. Trotz der guten Entwicklung steht er aber weiterhin als gefährdetes Tier auf der roten Liste. In manchen deutschen Regionen wie in Bayern gehen die Bestände schon wieder zurück.
In der nächtlichen Tierwelt ist der Uhu wegen seiner Überlegenheit der »König der Nacht«. Ihn dort bei seinen »Streifzügen« zu beobachten, dürfte für euch so gut wie unmöglich sein. Immerhin bleibt noch, ihn im Bielefelder Tierpark Olderdissen zu bewundern.
Doch wenn der Vogel mit der Welt der Menschen in Berührung kommt, steht seine Existenz auf dem Spiel. Hauptproblem bleiben nun mal die Strommasten, auf denen Greifvögel an Stromschlägen sterben, wenn sie darauf landen. Laut Bundesnaturschutzgesetz müssen Stromversorger bis 2012 alle Masten mit Schutzvorrichtungen ausrüsten. »Die Umrüsttechnik ist längst vorhanden. Wir brauchen bundesweit dringend die sicheren Masten«, sagt Dalbeck. Hoffen wir, dass viel mehr für die Sicherheit der Tiere getan wird.Thorsten Schäfer

Artikel vom 20.05.2006