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Die letzten fünf Spieltage. Wer jetzt noch den Trainer kippt, dem ist nicht mehr zu helfen. Die Hälfte aller Bundesliga-Vereine hat das in dieser Saison ja schon geschafft - aber die erhoffte »Wechsel-Wirkung« blieb in den meisten Fällen aus. Ein kurzer Blick in die Statistik hätte genügt: Das war schon immer so.

Trainer-Statistik

Die wirklich großen Klubs, sie kennen diese Bilanzen. Denn von den vier Spitzenvereinen, die in der Spielzeit 2005/2006 eine Klasse für sich sind, tauschte nur der FC Schalke 04 den Fußball-Lehrer aus. Die Münchner Bayern setzen weiter auf Felix Magath. Die Hamburger und die Bremer verlängerten die Verträge schon vorzeitig. Thomas Doll und Thomas Schaaf sollen und dürfen in Ruhe ihre gute Arbeit fortsetzen.
Kontinuität heißt die Erfolgs-Formel. Das scheinen sie jetzt endlich auch im königsblauen Kicker-Lager zu begreifen. Da wurden die Trainer in den vergangenen Jahren wie die Hemden gewechselt. Jupp Heynckes, Frank Neubarth, Marc Wilmots und Ralf Rangnick - sie alle durften mal ran. Und dann wieder gehen.
Mirko Slomka, der Interimscoach, galt auch als Übergangslösung. Nur eine erfolgreiche Champions-League-Qualifikation sollte ihm den Arbeitsplatz bis 2007 sichern. Die Aussichten sind nach den letzten Rückschlägen nicht mehr sehr groß, aber Slomka bekam trotzdem schon die Zusage: Egal was passiert, er darf bleiben.

Berlin-Bilanz

Mit einem »Neuen« kommen die neuen Erfolge nicht automatisch. Das weiß auch Dieter Hoeneß. Der Manager der Berliner Hertha geriet vor Wochen schwer unter Druck. Seine Mannschaft trudelte in eine Dauer-Krise. Zwölf sieglose Spiele. Normalerweise übersteht das kein Trainer.
Aber Falko Götz, von vielen Seiten schon schwer angeschossen, er hatte Glück. Denn Hoeneß verlängerte mit ihm den Vertrag bis 2008, als die Sonne noch über dem Olympia-Stadion stand. Danach, in düsteren Zeiten musste er zu seinem auserwählten Kandidaten stehen - sonst wäre er vielleicht selbst mit gestürzt.
Schlechte Zeiten und ein gutes Ende: Hertha schaffte unter Götz die Wende. Die Berliner spielen zwar nicht überragend, nicht einmal überzeugend, aber sie gewinnen endlich wieder. Und beim Blick auf die Tabelle sind alle Kritiker inzwischen verstummt. Da steht die Hertha zurzeit auf Tabellenplatz fünf. Das wäre die sichere UEFA-Cup-Qualifikation.

Keller-Wechsel

Ein paar Etagen tiefer, ganz unten im Keller, da tauschten sie alle ihre Trainer aus. Die Lauterer trennten sich von Michael Henke, die Kölner schickten Uwe Rapolder vor dem Weihnachtsfest nach Hause, die Duisburger wechselten gleich doppelt. Norbert Meier stellte sich mit seiner Kopfstoß-Attacke selbst ins Abseits. Sein Nachfolger Jürgen Kohler, hoffnungslos überfordert, durfte schon nach nur 108 Tagen gehen.
Der Nächste, bitte! Und was hat's gebracht? Der MSV Duisburg, der 1. FC Köln und der 1. FC Kaiserslautern kleben 450 Minuten vor dem Abpiff immer noch auf Abstiegsplätzen. Auch der VfL Wolfsburg, der Holger Fach gegen Klaus Augenthaler tauschte, muss um den Klassenerhalt zittern.
Aber ein »Neuer«, der passte und punktet. Mensch, Meyer! Da hat der 1. FC Nürnberg den richtigen Mann geholt. Ein Rentner, der zum Retter werden kann.
Klaus Lükewille

Artikel vom 14.04.2006